Fukushima. . Während viele den Katastrophenort meiden, setzt NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin auf Kooperation in der Medizintechnik. Drei Jahre nach der Katastrophe von Fukushima haben die japanische Provinz und NRW eine engere Zusammenarbeit auf den Weg gebracht. Beide Seiten wollen davon profitieren.
Drei Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben die japanische Provinz und NRW eine engere Zusammenarbeit auf den Weg gebracht. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) sagte am Dienstag in Fukushima, das bevölkerungsreichste Bundesland habe sich zwar auch schon am Wiederaufbau nach Erdbeben, Tsunami und Super-Gau im Atomkraftwerk Fukushima beteiligt. Vor allem gehe es aber darum, langfristig "Win-Win-Situationen" für die Wirtschaft zu schaffen. "Auf diesem Weg sind wir heute einen Schritt vorangekommen."
Gleich zur Begrüßung von Duins Besuch lässt Yuhei Sato, der Regionalgouverneur von Fukushima, Hochglanzbroschüren austeilen. Fotos zeigen lachende Skifahrer, Kirschblüten und Thermalquellen. „Die Insel der Freude“, steht in bunter Schrift darauf. Ein Behördenmitarbeiter schiebt lächelnd hinterher: „Sie können alle Lebensmittel aus Fukushima problemlos verzehren.“
Die Chancen auf ein Comeback als Urlaubsregion stehen für den Nordosten Japans aber schlecht. Kurz vor dem dritten Jahrestag der Tsunami- und Atomkatastrophe vom 11. März 2011 befinden sich noch immer 140.000 Menschen in der Evakuierung.
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Junge Japaner ziehen fort
Ihre Häuser sind zerstört oder radioaktiv verseucht. Im Umkreis von 20 Kilometern ist die Ruine des Atomkraftwerks Sperrzone. Knapp 3500 Japaner fanden in den schlimmen Tagen von 2011 mit Kernschmelze und Sechs-Meter-Welle den Tod. Der Großraum Fukushima, mit zwei Millionen Einwohnern einst ein regionales Kraftzentrum, verliert vor allem die jungen Japaner. Sie ziehen weg.
Ausländer trauen sich gar nicht erst her. Zu Strategietreffen der internationalen Botschaften, die immer wieder auf Initiative der Zentralregierung in Tokio einberufen werden, verlieren sich allenfalls ein paar Diplomaten aus Schwellenländern, die dankbar sind für jede Beachtung. Wer kann, macht einen Bogen um Fukushima.
Zusammenarbeit in der Medizintechnik
Umso herzlicher wurde am Dienstag NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) empfangen, der ein Versprechen mitbrachte: Die rot-grüne Landesregierung werde den wirtschaftlichen Wiederaufbau unterstützen. Und zwar durchaus aus Eigeninteresse. „Es ist in Fukushima noch ein weiter Weg. Aber es ist wichtig, sich nicht nur auf die Beseitigung der Schäden zu konzentrieren“, sagte Duin.
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Gemeinsam mit Regionalgouverneur Sato unterzeichnete Duin eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit in der Medizintechnik. Für den Herbst ist der Besuch einer Fukushima-Delegation in Düsseldorf geplant. Aus nahe liegenden Gründen wird es um Krebstherapie, Diagnoseverfahren und Behandlungsmethoden gehen. Aber auch um Krankenhaus-Ausstattungen. Vor allem Kinder werden regelmäßig zu Serienuntersuchungen auf Schilddrüsen-Auffälligkeiten einbestellt.
Kooperationen mit Essen und Bochum
„Medizintechnik und die komplette Umstellung der regionalen Energieversorgung auf Erneuerbare bis 2040 sind Vorreiter unseres wirtschaftlichen Wiederaufbaus“, sagte Sato. Anders als im Rest des Landes soll in der Region Fukushima nie wieder ein Atomreaktor ans Netz gehen. Auf beiden Feldern wittert Duin Chancen für Nordrhein-Westfalen. „Wir können eine ideale Verbindung eingehen.“
Schon heute kooperieren das Uniklinikum Essen und das Bochumer Krankenhaus Bergmannsheil mit japanischen Forschern, die etwa Robotergelenke für gelähmte Patienten entwickelt oder Bestrahlungsgeräte zur zielgenauen Entfernung von Tumoren. Führende Mediziner aus dem Ruhrgebiet verbinden sich hier mit den technikbegeisterten Asiaten.
Selbst in der verstrahlten Ruine des Kernkraftwerks Fukushima haben die geschäftstüchtigen Erfinder schon bewiesen, wie man aus der Not ein Geschäft macht: Arbeiter tragen dort einen schweren, aber motorisierten Hightech-Schutzanzug mit eingebauter Klimaanlage. Es ist eine der wenigen Erleichterungen, die Fukushima erfährt.