Jerusalem. Israel plant die Freilassung von 26 Langzeitgefangenen. Die seit mindestens 19 Jahren in Haft sitzenden Palästinenser sollen in ihre Heimat im Westjordanland beziehungsweise im Gaza-Streifen entlassen werden. Rund 2000 Israelis, unter ihnen Bauminister Uri Ariel, protestierten gegen die Freilassung.
In Israel sind am Dienstag die 26 palästinensischen Langzeitgefangenen medizinisch untersucht und von Rotkreuzvertretern befragt worden, die in der Nacht zum Mittwoch freigelassen werden sollten. Das berichtete der israelische Rundfunk. Gegen die Freilassung dieser zweiten Häftlingsgruppe im Rahmen der laufenden Friedensgespräche demonstrierten am Montagabend mehrere tausend Israelis, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
Alle 26 für die Freilassung vorgesehenen Männer waren an Tötungsdelikten beteiligt und seit mindestens 19 Jahren im Gefängnis. Bis auf zwei waren alle zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Die Männer waren am Montag im israelischen Militärgefängnis Ofer am nördlichen Stadtrand Jerusalems zusammengeführt worden, wo sie auf ihre Freilassung vorbereitet wurden.
Anschlagsopfer legen Widerspruch gegen Freilassung ein
Am Montagabend demonstrierten dort etwa 2000 Israelis, darunter Angehörige von Attentatsopfern und Bauminister Uri Ariel von der nationalreligiösen Siedlerpartei "Jüdisches Heim"; sie skandierten "Tod den Terroristen" und schwenkten Plakate mit der Aufschrift "Sind wir verrückt? Wir lassen Mörder frei!"
Mehrere Familien von Opfern der Anschläge legten am Dienstag beim Obersten Gerichtshof Widerspruch gegen die angekündigte Freilassung der Täter ein. Allgemein erwartet wurde aber, dass die Richter wie in vorangegangenen Vergleichsfällen entscheiden würden, dass die Regierung zu solchen Entscheidungen befugt sei. Staatspräsident Schimon Peres sollte nach dem Gerichtsentscheid die Begnadigungen unterzeichnen.
Insgesamt werden 104 Häftlinge freigelassen
Ein fünfköpfiger Kabinettsausschuss hatte die Freilassung der zweiten Häftlingsgruppe am Sonntagabend beschlossen. In der Nacht zum Mittwoch sollten 21 von ihnen, die aus dem Westjordanland stammen, am Grenzübergang Beitunia freigelassen und danach in Ramallah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in seiner Residenz empfangen werden. Die fünf anderen sollten am Grenzübergang Erez in den Gazastreifen entlassen werden, wo sie vor der Festnahme beheimatet waren.
Direkte Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern waren Ende Juli nach dreijährigem Stillstand in Washington wieder aufgenommen worden. Israel hatte in diesem Zusammenhang zugesagt, die insgesamt 104 palästinensischen Häftlinge freizulassen, deren Straftaten in die Zeit vor der Unterzeichnung des Oslo-Friedensabkommens von 1993 fielen. (afp)