Tel Aviv/Gaza. “Wie ein Schacht der New Yorker U-Bahn, fachmännisch gebaut mit Betonstützen“: Die israelische Armee hat einen 1,7 Kilometer langen Tunnel zum Gazastreifen entdeckt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte diesen einen “Terrortunnel“. Als Reaktion stoppt Israel die Lieferung von Baumaterial.
Die israelische Armee hat einen neuen unterirdischen Tunnel zwischen dem Gazastreifen und Israel entdeckt und zerstört. Israel geht davon aus, dass militante Palästinenser ihn für Anschläge oder die Entführung israelischer Soldaten nutzen wollten. Der Tunnel habe etwa 18 Meter unter der Erde gelegen und sei 1,7 Kilometer lang gewesen, teilte das Militär am Sonntag mit. Es sei der dritte Tunnel dieser Art, der in diesem Jahr entlang Israels Grenze zum Gazastreifen gefunden wurde. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nannte das entdeckte Bauwerk zu Beginn der sonntäglichen Kabinettssitzung einen "Terrortunnel".
Der israelische Rundfunk meldete, der unterirdische Gang habe in Richtung des Grenzorts Ein Haschloscha geführt. Auf palästinensischer Seite habe er einen Ausgang in der Nähe von Chan Junis gehabt. Der Tunnel wurde nach Armeeangaben bereits am vergangenen Montag entdeckt.
"Armee geht von weiteren solchen Tunneln aus"
Brigadegeneral Mickey Edelstein, der für den Gazastreifen zuständig ist, sagte am Sonntag: "Die israelische Armee geht davon aus, dass es weitere solcher Tunnel gibt, die Zivilisten und Sicherheitskräfte in der Gegend gefährden." Es seien etwa 500 Tonnen Zement und Beton für den Bau des Tunnels verwendet worden.
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"Der Tunnel sieht aus, wie ein Schacht der New Yorker U-Bahn, fachmännisch gebaut mit Betonstützen", sagte der örtliche Gemeinderatsvorsitzende Chaim Jelin dem Armeeradio nach einer Besichtigung und fügte hinzu: "Er sollte wohl als Startpunkt dienen, um Soldaten zu entführen oder andere terroristische Attacken auszuführen." Das Nachrichtenportal Ynet meldete unter Berufung auf einen Militärsprecher, der Tunnel sei mit einer Schienenstrecke und kompletter Beleuchtung ausgestattet.
2006 ein Soldat durch einen solchen Tunnel entführt
Israel stoppte als Reaktion bis auf weiteres den Transport von Baumaterialien in den Gazastreifen. Israel hatte im vergangenen Monat erstmals seit sechs Jahren wieder die Einfuhr von Baumaterial für private Baustellen in den Gazastreifen erlaubt. "Aus Sicherheitsgründen hat die Armee entschieden, fürs Erste die Ausfuhr von Baumaterial nach Gaza zu unterbinden, sagte Major Guy Inbar auf Anfrage. Der Sprecher der israelischen Militärverwaltung in den Palästinensergebieten, sagte weiter, es sei noch nicht klar, wie lange die Blockade gelten werde.
Der israelische Soldat Gilad Schalit war 2006 entführt worden, nachdem militante Palästinenser durch einen ähnlichen Tunnel auf israelisches Gebiet gelangt waren. (dpa/afp)