Berlin. Was ist denn da passiert? Kaum sind die Koalitionsverhandlungen beschlossene Sache, geben sich die Streithähne Hannelore Kraft und Alexander Dobrindt plötzlich ganz harmonisch. War die ganze Streiterei zwischen der SPD-Frau und dem CSU-Mann in Wahrheit nicht mehr als Theaterdonner, um die Basis zu besänftigen?
Man glaubt es nicht: Hannelore Kraft, die ehedem ranghöchste SPD-Polterin gegen Schwarz-Rot, und Alexander Dobrindt, oberster Scharfmacher auf Seiten der CSU, stehen einträchtig nebeneinander – und lächeln sich an. Wie Frischverliebte. Ausgerechnet die beiden, die sich noch in der vorigen Sondierungsrunde von SPD und Union am lautesten und am schärfsten angegiftet hatten, blicken nun gemeinsam vom Balkon der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin aufs Volk - fast so, als wären sie William und Kate.
Vergessen sind die harten Wortgefechte zwischen der SPD-Vize-Chefin und dem CSU-"General" von Montagnacht, über die Teilnehmer der ersten schwarz-roten Sondierungsrunde süffisant berichtet hatten. Oder aber: War da vielleicht gar nichts zu vergessen? War die ganze Streiterei in Wahrheit nicht mehr als Theaterdonner und ein Zeichen an die Basis, dass man es sich nun wirklich nicht leicht mache mit der Großen Koalition?
Kraft und Dobrindt spielen ihre Rollen gut
So wird es wohl gewesen sein. Show gehört eben längst auch zum Polit-Business. Kraft und Dobrindt schlüpften diesmal in die Rolle der „bad cops“ – also der fiesen Typen. Man muss den beiden lassen, dass sie über beachtliche schauspielerische Talente verfügen. Vielleicht tut sich da eine berufliche Alternative auf, sollte es in der Politik mal nicht mehr so gut laufen. Bundestagswahl 2013
Nun soll also nicht mehr nur sondiert, sondern verhandelt werden über eine gemeinsame Koalition von Christ- und Sozialdemokraten. Klar, die Basis auf beiden Seiten muss „mitgenommen“ werden, wie das heute im Polit-Sprech heißt. Bei der SPD ein bisschen mehr als bei CDU und CSU. Aber die von der Griesgrämigen zur Frohnatur mutierten Hannelore Kraft wird es schon richten. Wer Alexander Dobrindt zum Lachen bringt, der schwört auch die skeptischsten SPD-Ortsvereine auf ein Bündnis mit der ungeliebten Kanzlerin ein.