Essen. . Simon McDonald sprach beim Abendkongress des Politischen Forums Ruhr über 1000 Jahre deutsch-britischer Beziehungen. Sein Land wolle in der EU bleiben, allerdings müsse die Gemeinschaft die Kompetenzverteilung auf den Prüfstand stellen.
Die Geschichte deutsch-britischer Beziehungen ist wohl vielseitiger, als dass man sie nur auf die Jahre des Zweiten Weltkriegs und die anschließende Besatzung reduzieren könnte. Sie sei sogar eine Geschichte von überwiegend partnerschaftlicher Zusammenarbeit, sagte der britische Botschafter Simon McDonald am Montagabend beim Politischen Forum Ruhr in der Messe Essen. Er tat es, wie man es von einem Botschafter erwartet – diplomatisch. Trotzdem sparte er Kontroversen rund um die britische Europapolitik nicht aus.
An zehn Eckdaten der Geschichte skizzierte McDonald die Zusammenarbeit beider Länder und nahm die rund 500 geladenen Gäste dabei mit auf einen Streifzug durch fast 1000 Jahre europäischer Geschichte. Angefangen bei Königin Editha über den von den Engländern verehrten Georg Friedrich Händel („Wir sind stolz darauf, Handel – bitte ohne Umlaut – einen der unseren zu nennen“), den britischen Offizier Ivan Hirst, der das VW-Werk in Wolfsburg nach dem Krieg wieder aufbaute bis hin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premierminister David Cameron, die in Europa schon mehrfach mit einer starken Stimme gesprochen hätten.
Briten wollen Europa in einigen Punkten reformieren
So kam er dann zum Thema, zu dem wohl die meisten der Zuhörer seine, die britische, Position erläutert haben wollten. „Wir wollen in der EU bleiben“, sagte McDonald und verwies darauf, dass es zu kurz gedacht sei, auf das angestrebte Referendum 2017 zu verweisen. „Ich gebe Differenzen in der Europapolitik zu, aber wir haben viel mehr Gemeinsamkeiten.“ Den Briten gehe es lediglich darum, Europa in einigen Punkten zu reformieren. Und zwar in den Punkten Flexibilität, Wettbewerbsfähigkeit, demokratische Legitimation und Subsidiarität – also Entscheidungen auf der niedrigst möglichen Ebene.
Man wolle in England keine Rosinenpickerei betreiben, sondern die eingeforderten Sonderrechte für alle Staaten durchsetzen. Den Briten seit der Binnenmarkt wichtiger als die Eurozone, denn der Binnenmarkt „ist der wahre Kern der EU“, so McDonald. Trotzdem sei eine stabile Eurozone von großer Bedeutung für das Vereinigte Königreich.
Außerdem forderte der Diplomat, die Kompetenzen der europäischen Institutionen grundlegend zu überprüfen. Die Befugnisse von Kommission und Parlament würden immer größer, die Akzeptanz bei den Bürgern immer geringer.
„Die EU muss sich ihrer Grenzen bewusst werden“, so McDonald, verwies aber nachdrücklich darauf, dass Europa die Zukunft sei. „Die gemeinsame Geschichte unserer Länder gibt mir die Hoffnung, dass wir unsere unterschiedlichen Ansichten in Einklang bringen können.“