Leipzig. Für den Ex-Außenminister Joschka Fischer war die “Linksverschiebung“ der Grünen ein Fehler: “Das kann die SPD besser, das kann die Linkspartei besser.“ Er bescheinigt der Partei aber weiterhin großes Potenzial.

Der frühere Bundesaußenminister und Grünen-Spitzenpolitiker Joschka Fischer rät seiner Partei nach dem schlechten Wahlergebnis, von linken Positionen abzurücken. Mehrheiten würden in einer stabilen Demokratie "in der Mitte" errungen, sagte Fischer in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" vom Samstag. Wer mitregieren und nicht nur opponieren wolle, könne sich nicht "am Rande aufhalten". "Die Linksverschiebung war ein Fehler. Da sind wir am schwächsten gewesen", räumte er ein. "Das kann die SPD besser, das kann die Linkspartei besser."

Den Grünen bescheinigte er ein nach wie vor großes Potenzial, das um die 18 Prozent liege. Weil im Wahlkampf die falschen Schwerpunkte gesetzt worden seien, sei es nicht gelungen, dieses Potenzial abzurufen. Die Grünen müssten "bei dem bleiben, wo sie stark sind" und große Themen wie die Energiewende, die Netzpolitik und Europa offensiv vertreten. Damit erreiche die Partei besonders eine junge grüne Wählerklientel.

Mit Blick auf die derzeitigen Sondierungsgespräche sagte er, damit würden Tabus beendet: "2017 wird weder Rot-Rot-Grün noch Schwarz-Grün ein Tabuthema sein." All das werde im Bereich des Machbaren liegen. "Insofern hat sich dann die Republik ein Stück weit wirklich verändert." Fischer sprach in diesem Zusammenhang von einer Zeitenwende.