Salzwedel/Magdeburg. In der Kleinstadt Salzwedel in Sachsen-Anhalt haben Unbekannte viele Wände mit Hakenkreuzen und Naziparolen besprüht. Es könnten mehr als 100 solcher Schmierereien sein. Die Bürger zeigen sich entsetzt. Bereits im Januar war in der Region eine Gedenkstätte für KZ-Häftlinge geschändet worden.

In Salzwedel in Sachsen-Anhalt haben Unbekannte über die Innenstadt verteilt Dutzende Hakenkreuze und Naziparolen auf Hauswände geschmiert. Der Staatsschutz ermittelt. Die Schmierereien seien über mindestens sieben Straßen verteilt, teilte ein Polizeisprecher in Magdeburg am Donnerstag mit. Viele Bürger reagierten entsetzt und erstatteten Anzeige.

Die Schmierereien und Parolen wurden laut Polizei nach bisherigen Ermittlungen auf Gebäuden, Schaukästen und einem Bierwagen angebracht. Die Polizei in Salzwedel registrierte bis zum frühen Abend 27 Sachbeschädigungen. Die Zahl dieser gemeldeten Straftaten dürfte steigen, hieß es weiter. Es seien auch "verfassungsfeindliche Symbole" verwendet worden.

Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Ich habe über 100 Schmierereien gesehen". Er fügte hinzu: "Nun stehe ich außerhalb der Innenstadt auf einem Parkplatz, ich schaue mich um und sehe allein hier ein Dutzend dieser schlimmen Parolen." Verunstaltet wurden nach seinen Angaben Hauswände, Briefkästen, Fensterscheiben und Schaustellerbuden.

"Blankes Entsetzen, Wut und Ratlosigkeit"

In schwarzer und grüner Farbe hieß es zum Beispiel: "Hitler jetzt". Bei den Bürgern in der Innenstadt von Salzwedel herrsche "blankes Entsetzen, gemischt mit Wut und Ratlosigkeit", berichtete das Internetportal "az-online.de"

Schon früher hatte es in der Region Nazischmierereien und Schändungen gegeben. Besondere Empörung hatte im Januar 2013 die Schändung von Gräbern in der Gardelegener Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune (Altmarkkreis Salzwedel) ausgelöst. Unbekannte hatten zahlreiche Grabkreuze aus dem Boden gerissen und zu einem Hakenkreuz zusammengelegt. Die Gedenkstätte erinnert an die Ermordung von mehr als 1000 KZ-Häftlingen am 13. April 1945.

Eine Polizeistreife entdeckte die ersten Nazirparolen

In Salzwedels Innenstadt wurden die jüngsten Naziparolen von einer Polizeistreife am frühen Donnerstag gegen 02.30 Uhr entdeckt, wie die Behörden mitteilten. Viele Bürger seien empört und hätten Anzeige erstattet, sagte ein Polizeisprecher.

Wegen des ungewöhnlichen Ausmaßes der Nazischmierereien gehen Ermittler davon aus, dass es sich um mehr als einen Straftäter handelt.

Die Täter haben auch eine Gedenktafel geschändet und das Wort "Synagoge" mit schwarzer Farbe übersprüht. Eine Hauswand ist mit einem anti-israelischen Spruch beschmiert. (dpa)