Berlin. Die Hasspropaganda der Rechtsextremen breitet sich im Internet immer weiter aus. Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung habe sich die Zahl der Internetseiten mit rechten Parolen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Außerdem versuchen Rechtsextreme neuerdings neugierige Kinder oder Jugendliche über QR-Codes und rechtsextremer Apps auf ihre Seiten zu locken.

Rechtsextreme nutzen das Internet immer stärker, um ihre Propaganda unter Jugendlichen zu verbreiten. Die Zahl rechtsextremer Angebote im weltweiten Netz ist im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent auf 7000 angestiegen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) am Dienstag in Berlin erklärte. Statt eigener Websites nutzten sie immer stärker die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Youtube, sagte der Präsident der Bundeszentrale, Thomas Krüger, in Berlin.

"Facebook und YouTube spielen für die Ansprache von Jugendlichen die wichtigste Rolle", erläuterte der Extremismus-Experte der Bundeszentrale, Stefan Glaser. Die Rechtsextremen träten dort aber keineswegs mit plumper Propaganda in Erscheinung. Moderne Neonazis präsentierten sich vielmehr als "Menschenfreunde, die sich kümmern und der jungen Generation modische Styles, Action und Events bieten".

Selbst die Hochwasser-Katastrophe hätten die Rechtsextremen für sich zu nutzen versucht, etwa durch Spendensammlungen. "Man mischt sich unter's Volk, gibt den Kümmerer", sagte Glaser. Zuweilen gäben sie sogar vor, sich gegen Neonazis zu stellen oder übernähmen das Zeichen der Anti-Nazi-Initiative "Gesicht zeigen".

Viele rechte Inhalte auf Facebook oder Youtube werden schnell gelöscht

Insbesondere mit Anbietern wie Facebook oder Youtube gebe es eine gute Zusammenarbeit, so dass die meisten Hassinhalte gelöscht werden könnten, sagte Glaser. Deswegen wichen die Rechtsextremen häufig auf andere Seiten, wie das russische "vk.com" aus. Aber auch dieser Anbieter habe rechtsextreme Inhalte gelöscht, nachdem die Bundeszentrale ihn darauf aufmerksam gemacht habe.

Krüger forderte mehr Engagement gegen rechtsextreme Propaganda im Internet. "Wir brauchen Betreiber, die Hassinhalte und Gewaltaufrufe entschieden unterbinden." Auch die Netzgemeinde sei hier in der Pflicht.

Die User müssten sich "mit Minderheiten solidarisieren, sich gegenseitig unterstützen und Naziparolen mit Argumenten die Stirn bieten", sagte Krüger. Während auf der Straße häufig gegen Rechtsextremismus demonstriert werde, fehle es "im Internet an der offensiven Auseinandersetzung". Hier sei nicht nur die Politik gefragt.

Rechte ködern Kinder mit QR-Codes auf ihre Seiten 

Unterdessen versuchen Rechtsextreme neuerdings neugierige Kinder oder Jugendliche über QR-Codes auf ihre Seiten zu locken. Davor warnt die Organisation Jugendschutz.net im Rechtsextremismus-Jahresbericht 2012. Die QR-Codes würden sowohl auf Webseiten und in Profilen sozialer Netzwerke als auch auf Flyern oder Aufklebern gestreut.

Neu sei auch das Phänomen rechtsextremer Apps. Im Netz kursierten mehrere ausländische Versionen solcher Anwendungen, die strafbare Symbole oder neonazistisches Gedankengut enthielten.

Neu identifiziert hat Jugendschutz.net auch eine Strömung, die sich mit Slogans wie "0 % Rassismus" plakativ von Neonazis abgrenzt und nationalsozialistisch geprägte Begriffe vermeidet. Bei den sogenannten Identitären sei der rechtsextreme Bezug häufig erst auf den zweiten Blick erkennbar.

In sozialen Netzwerken nutzten sie als Stilelemente Fotos von jungen Menschen, Videos von Aktionen und modern gestaltete Werbegrafiken. (afp/dpa)