Washington. Ende der diplomatischen Eiszeit zwischen den USA und dem Iran: US-Präsident Barack Obama hat am Freitag mit dem iranischen Präsidenten Hassan Ruhani telefoniert. Es sei der erste direkte Kontakt zwischen den Präsidenten beider Länder seit 1979 gewesen, sagte Obama vor Journalisten in Washington. Sie hätten über die Bemühungen gesprochen, eine Vereinbarung über das Teheraner Atomprogramm zu erreichen.

Erstmals seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 haben die Staatschefs der USA und des Iran direkt miteinander gesprochen: US-Präsident Barack Obama teilte am Freitag mit, dass er mit seinem iranischen Kollegen Hassan Ruhani telefoniert habe. Bei dem historischen Gespräch sei es um die "andauernden Bemühungen" gegangen, den Streit um das Atomprogramm des Iran beizulegen.

Die USA und der Iran unterhalten seit 1980 keine offiziellen Beziehungen. Damals hatten radikale Studenten nach der Islamischen Revolution die US-Botschaft in Teheran 444 Tage lang besetzt und 52 US-Bürger als Geiseln genommen. Mehr als drei Jahrzehnte lang pflegten beide Seiten ihre Feindbilder übereinander. Die Führung in Teheran titulierte die USA als den "Großen Satan", der frühere US-Präsident George W. Bush ordnete den Iran in einer "Achse des Bösen" ein.

Obama: "Bedeutende Hindernisse" für die Verhandlungen im Atomstreit

"Die pure Tatsache, dass dies die erste Unterhaltung zwischen einem Präsidenten der USA und des Iran seit 1979 war, unterstreicht das tiefe Misstrauen zwischen unseren Ländern", sagte Obama. "Aber es zeigt auch die Aussicht, diese schwierige Geschichte hinter uns zu lassen." Noch gebe es "bedeutende Hindernisse" für die Verhandlungen im Atomstreit. "Ein Erfolg ist keineswegs garantiert", sagte der Präsident. "Aber ich glaube, dass wir eine umfassende Lösung finden können."

Der Iran bestätigte das Telefonat von Obama und Ruhani. "Beide bestanden auf dem politischen Willen für eine schnelle Lösung der Atomfrage", hieß es in einer auf der Webseite der iranischen Präsidentschaft veröffentlichten Erklärung. Außerdem hätten sich die beiden Staatschefs dafür ausgesprochen, den Weg für eine Kooperation bei regionalen Fragen zu ebnen.

Ruhani twittert: "Haben Sie einen guten Tag, Mr. President"

Über den Online-Kurznachrichtendienst Twitter teilte Ruhani mit, dass er Obama für die Gastfreundschaft während der UN-Generaldebatte in New York gedankt habe. "Haben Sie einen guten Tag, Mr. President", twitterte der iranische Staatschef.

Seit seiner Wahl im Juni richtete der als gemäßigt geltende Ruhani versöhnliche Töne an den Westen. Am Rande der UN-Generaldebatte in dieser Woche gewann die Annäherung zwischen den USA und dem Iran deutlich an Fahrt. "Ich glaube fest, dass der diplomatische Weg ausprobiert werden muss", sagte Obama am Dienstag in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung. Ruhani versicherte bei der Generaldebatte, dass der Iran nicht nach Atomwaffen strebe.

Ein für möglich gehaltenes Treffen zwischen Obama und Ruhani kam aber nicht zustande. Aus US-Kreisen hieß es, dass die iranische Seite ein Angebot für "informelle Diskussionen" nicht angenommen habe. Ruhani sagte dem TV-Sender CNN, dass er "im Prinzip" zu einem Treffen bereit gewesen wäre. Für die Vorbereitung habe es aber nicht genügend Zeit gegeben.

Dafür kamen US-Außenminister John Kerry und sein iranischer Kollege Mohammed Dschawad Sarif am Donnerstag am Rande von internationalen Atomgesprächen in New York zu einem Zweiergespräch zusammen. Das halbstündige Treffen unter vier Augen war eine der hochrangigsten Begegnungen von Vertretern beider Länder seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.

Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland vereinbarten mit Sarif, am 15. und 16. Oktober in Genf die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm fortzusetzen. Ruhani sagte am Freitag zum Abschluss seiner Reise zur UN-Generaldebatte, dass er bei dem Treffen einen Plan für eine Beilegung des Atomstreits vorlegen wolle. "Iran wird diesen Plan vorbereiten und in Genf vorstellen", sagte er.