New York. Die erste Rede von Irans neuem Präsidenten Ruhani vor der UN-Vollversammlung war mit Spannung erwartet worden. Teheran beharrt auf das Recht zur Urananreicherung zu zivilen Zwecken und verwehrt sich gegen „illegalen Druck“ von außen. Ruhani bekräftigte aber eine Ablehnung von Atomwaffen.

Der Iran ist sofort zu "fristgebundenen und ergebnisorientierten Verhandlungen" über sein umstrittenes Atomprogramm bereit. Die Verhandlungen müssten aber zeitlich befristet und zielorientiert sein, sagte Irans neuer Präsident Hassan Ruhani am Dienstag während seiner ersten Rede vor der UN-Vollversammlung in New York. Er sicherte volle Transparenz zu. Der Iran strebe nicht nach Atomwaffen. "Der Iran stellt absolut keine Gefahr für die Welt oder die Region dar", betonte Ruhani. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte vor einem Täuschungsmanöver der iranischen Führung.

Ruhani beharrte auf dem Recht seines Landes, Uran anreichern zu dürfen. Das diene aber nicht militärischen Zwecken: "Das Ziel eines Atomprogramms eines jeden Landes darf nur die friedliche Nutzung sein. Ich erkläre hier mit aller Deutlichkeit, dass das der alleinige Zweck des iranischen Atomprogrammes ist." Atomwaffen hätten keinen Platz in der Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin des Landes und widersprächen der religiösen Überzeugung.

Obama hofft auf eine diplomatische Lösung im Atom-Streit

Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama deutlich gemacht, dass die USA keinen Iran mit Atomwaffen dulden würden. Das Land habe aber ein Recht auf eine friedliche Nutzung von Atomenergie. "Ich glaube, wenn wir den Streit um das iranische Atomprogramm lösen können, wäre das ein entscheidender Schritt auf einer langen Straße entlang einer schwierigen Beziehung", fügte Obama hinzu. Der Iran und die USA haben seit der Geiselnahme von mehr als 50 Amerikanern im Jahr 1979 keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Bereits vor der Vollversammlung wurde klar, dass Bewegung in die Atomgespräche mit dem Iran kommt. Noch diese Woche gebe es in New York ein hochrangiges Treffen der Vetomächte im UN-Sicherheitsrat und Deutschlands (5+1-Gruppe) mit dem Iran, teilte das Weiße Haus mit. Obama ernannte Außenminister John Kerry zum US-Unterhändler in den Atomgesprächen.

Ruhani nennt Sanktionen gegen das Land unmenschlich

Der Iran hat sich nach den Worten von Ruhani inzwischen das nötige Wissen erworben und die Anreicherung habe industrielle Ausmaße angenommen. Es sei deshalb eine Illusion, das iranische Atomprogramm noch mit "illegalem Druck" stoppen zu wollen, sagte er in Anspielung auf die Sanktionen gegen sein Land. Ruhani bezeichnete die Sanktionen als unmenschlich. Insbesondere die einfachen Bürger seien die Opfer.

Teheran suche keine Verschärfung der Spannungen mit den USA, sagte Ruhani. "Ich habe aufmerksam den Ausführungen von Präsident (Barack) Obama heute zugehört. Wenn der Wille bei der Führung der USA besteht, und sie nicht kriegshetzerischen Interessengruppen folgt, können wir ein Umfeld erreichen, in dem wir mit unseren Differenzen umgehen." Gegenseitiger Respekt sei die Voraussetzung. "Aber natürlich erwarten wir von Washington eine beständige Sprache."

Israelische Delegation verließ bei Ruhanis Rede den Saal

Ruhani bezeichnete sein Land als einen "Anker der Stabilität in einer Region der Instabilität". Er fügte hinzu: "Die sogenannte iranische Bedrohung ist nur eine ausgedachte Bedrohung."

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Die israelische Delegation hatte auf Anweisung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Plenarsaal verlassen, bevor Ruhani seine Rede hielt. Netanjahu warnte bereits vor der Rede vor einem Täuschungsmanöver. "Die Welt darf sich vom Iran nicht zum Narren halten lassen."

Der Iran denke, beschwichtigende Worte und symbolische Handlungen ermöglichen es ihm, den Weg in Richtung Bombe fortzusetzen. Wie Nordkorea werde Teheran versuchen, durch kosmetische Zugeständnisse eine Aufhebung der Sanktionen zu erreichen und zugleich die Fähigkeit zum Atombombenbau zu bewahren, warnte Netanjahu.

Es war der erste Auftritt des neuen iranischen Präsidenten vor den Vereinten Nationen. Sein Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad hatte immer wieder für Skandale gesorgt, indem er unter anderem Israel mit der Vernichtung drohte oder den Holocaust leugnete. (dpa)