Damaskus/Beirut. Die Chemiewaffeninspekteure der Vereinten Nationen sind in der syrischen Hauptstadt Damaskus eingetroffen, um ihre Arbeit fortzusetzen. Das Team unter Führung des Schweden Ake Sellström soll in dem Bürgerkriegsland weitere Vorfälle untersuchen, bei denen Giftgas eingesetzt worden sein soll.

Chemiewaffenexperten der Vereinten Nationen sind am Mittwoch nach Syrien zurückgekehrt, um den Einsatz der international geächteten Waffen im Bürgerkrieg zu untersuchen. Die Expertengruppe unter der Führung des Schweden Ake Sellström fuhr nach ihrer Landung auf dem Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut aus Sicherheitsgründen auf dem Landweg in das Nachbarland. Kurz darauf trafen sie in der syrischen Hauptstadt ein.

Die UN-Experten sollen den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in gut einem Dutzend Fällen untersuchen. Sellström erklärte, sein Team werde möglicherweise bis Ende Oktober einen Bericht zu all diesen Vorwürfen vorlegen. Die Experten waren bereits Ende August nach Syrien gereist, um einen mutmaßlichen Giftgasangriff nahe Damaskus vom 21. August zu untersuchen. In ihrem Mitte September vorgelegten Bericht hieß es, es gebe "klare und überzeugende" Beweise für den Einsatz des Nervengases Sarin mit Boden-Boden-Raketen.

Obama wirbt weiter für UN-Resolution

Zu den Verantwortlichen des Angriffs äußerten sich die UN-Experten nicht. Die USA und andere westliche Staaten gehen aber davon aus, dass er von syrischen Regierungstruppen verübt wurde. Washington zeigte sich daher zunächst zu einem Militärangriff gegen Staatschef Baschar al-Assad bereit. Später einigten sich die USA und Russland aber auf einen Plan zur Vernichtung des syrischen Giftgasarsenals, dem Damaskus zustimmte.

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Über eine Resolution des UN-Sicherheitsrats dazu gibt es jedoch noch Streit. US-Präsident Barack Obama warb am Dienstag in seiner Rede bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York erneut für eine "starke" Resolution des UN-Sicherheitsrats, die der Führung in Damaskus mit Sanktionen droht.

Syrische Islamisten sagen sich von Auslands-Opposition los

Innerhalb der syrischen Oppostion verstärken sich indes die Spannungen untereinander. Mehrere mächtige islamistische Rebellengruppen in Syrien haben sich von der Auslands-Opposition losgesagt. Zugleich forderten sie die Scharia als einzige Quelle der Gesetzgebung. Gruppen, die sich im Ausland gebildet hätten und die seither nicht nach Syrien zurückgekommen seien, repräsentierten die Rebellen nicht, hieß es am Mittwoch in einem Internet-Video, das unter anderem von der Al-Kaida-nahestehenden Nusra-Front sowie den islamistischen Gruppierungen Ahrar Ascham und der Tauhid-Brigade veröffentlicht wurde. Deswegen werde die Nationale Koalition unter Führung von Ahmad Tumeh nicht anerkannt. Statt dessen sollten sich die militärischen und zivilen Gruppen zu einem islamischen Oppositionsbündnis zusammenschließen.

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Oppositionelle in Syrien sehen die Nationale Koalition, die von westlichen und Golfstaaten unterstützt wird, bereits seit längerem kritisch an. Ihr wird vorgeworfen, keinen Kontakt mit den Menschen in dem Land zu haben, in dem seit Beginn des Aufstandes vor zweieinhalb Jahren mehr als 100.000 Menschen ums Leben kamen. In den Konflikt haben islamistische Gruppierungen immer mehr an Stärke gewonnen. Nach Einschätzung eines Mitarbeiters des US-Außenministeriums kämpfen moderate Rebellen und Islamisten vor allem im Norden und Osten des Landes derzeit so heftig wie seit Ausbruch des Krieges nicht mehr miteinander.(afp/dpa/rtr)