Istanbul. Mit einem umfassenden Reformpaket will Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan auf einige Forderungen der in der Türkei lebenden Kurden eingehen. Eine Wiederbelebung des Friedensprozesses im Kurdenkonflikt scheint somit möglich. Die Verwendung der kurdischen Buchstaben Q, X und W war seit 1928 offiziell tabu.

In der Türkei soll ein weiteres Verbot bei der Benutzung der kurdischen Sprache fallen. Die Verwendung der Buchstaben Q, X und W solle offiziell erlaubt werden, berichteten mehrere türkische Zeitungen am Freitag.

Die Buchstaben sind Teil des kurdischen Alphabets, aber nicht des türkischen und waren deshalb seit 1928 offiziell tabu. Ihre Benutzung wurde auch strafrechtlich verfolgt. Die Legalisierung ist den Berichten zufolge Teil eines umfassenden Reformpakets, das Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am kommenden Montag vorstellen will.

Das Paket zielt auf eine Wiederbelebung des Friedensprozesses im Kurdenkonflikt, der zuletzt mit dem Stopp des Abzuges der Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus der Türkei ins Stocken geraten war. Die PKK und kurdische Politiker verlangen von Ankara konkrete Reformschritte, um die Lage der zwölf Millionen Kurden in der Türkei zu verbessern.

Lage von Minderheiten soll verbesserten werden

Nach Presseberichten sieht Erdogans Reformbündel auch die Wiedereinführung kurdischer Ortsnamen vor. Zudem sollen Lokalverwaltungen im Kurdengebiet ihre Dienstleistungen künftig auch in kurdischer Sprache anbieten können. Einige Forderungen der Kurden, wie die nach einem kurdischen Erstsprachenunterricht in staatlichen Grundschulen, will Erdogan aber nicht erfüllen.

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Nach Angaben Erdogans enthält das Paket mit etwa 40 Einzelmaßnahmen einige Überraschungen. Nach Presseberichten soll auch die Lage anderer Minderheiten verbessert werden. So wird die Wiedereröffnung einer seit mehr als 40 Jahren geschlossenen Priesterschule der griechisch-orthodoxen Kirche erwartet. Zudem sollen Schüler der nicht-muslimischen Minderheiten von dem bisher obligatorischen Eid befreit werden, der unter anderem die Formel "Glücklich ist, wer sagen kann, er sei Türke" enthält. (afp)