Kairo/Washington. Angesichts der blutigen Unruhen in Ägypten haben die USA ihre Bürger aufgerufen, das Land zu verlassen. Skandinavische Reiseveranstalter entschieden, Urlauber aus dem nordafrikanischen Land zurückzuholen. Der UN-Sicherheitsrat wollte die Lage in einer Dringlichkeitssitzung beraten.
Nach den blutigen Unruhen in Ägypten haben die USA ihre Bürger zum Verlassen des Landes aufgerufen. Alle dort lebenden Amerikaner seien angehalten, aus dem nordafrikanischen Staat auszureisen, teilte das Außenministerium in Washington am Donnerstag mit. Grund seien die politischen und sozialen Unruhen in dem Land. Die US-Botschaft bleibe aber geöffnet.
US-Bürger seien dringend dazu aufgerufen, Demonstrationen in Ägypten zu meiden. Selbst friedliche Proteste könnten sich schnell in gewalttätige Zusammenstöße verwandeln. Den Anweisungen vor Ort sei unbedingt Folge zu leisten, hieß es. Außerdem sollten sich Reisende in örtlichen Medien über die Sicherheitslage zu informieren.
Dänemark, Schweden und Norwegen warnen vor "unnötigen Reisen"
Unterdessen haben mehrere skandinavische Reiseveranstalter entschieden, ihre Urlauber aus dem Land zurückzuholen. Das meldete die dänische Nachrichtenagentur Ritzau am Donnerstagabend. Betroffen seien mehrere hundert Dänen, Norweger und Schweden.
Die Reiseveranstalter Star Tour, Ving, Apollo und Spies wollten ihre Gäste bis spätestens Montag wieder nach Hause holen. Künftige Reisen nach Ägypten würden bis Anfang Oktober eingestellt. Anlass sei eine Reisewarnung der dänischen, schwedischen und norwegischen Regierungen, die vor unnötigen Reisen nach Ägypten abraten. Bislang hatte diese Warnung nur für Kairo und den Nord-Sinai gegolten.
Bislang keine Stornierungswelle aus Deutschland
Auf den Reiseverkehr aus Deutschland hatten die Unruhen bis Donnerstagnachmittag noch kaum Auswirkungen. "Es gibt keine Stornierungs- oder Umbuchungswelle", sagte eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) am Donnerstag in Berlin. Es gebe lediglich "Einzelfälle". Reiseveranstalter bieten Kunden an, Ägypten-Urlaube kostenlos umzubuchen.
Außerdem verzeichneten die Anbieter einen generell "erhöhten Informationsbedarf". Die FTI Group ermöglicht einigen ihrer Kunden inzwischen kostenlose Umbuchungen.
UN-Sicherheitsrat soll über Lage beraten
Der UN-Sicherheitsrat wollte noch am Donnerstagnachmittag (Ortszeit/23.30 Uhr MESZ) zu einer Dringlichkeitssitzung in New York zusammentreten. Das verlautete wenige Stunden zuvor aus Diplomatenkreisen. Frankreich, Großbritannien und Australien hatten eine solche Sondersitzung der 15 Mitgliedstaaten beantragt. Einem Diplomaten zufolge ist eine öffentliche Erklärung des Sicherheitsrats aber unwahrscheinlich.
Bei der Räumung zweier Protestlager von Anhängern der Muslimbruderschaft in Kairo am Mittwoch und darauf folgenden Unruhen im ganzen Land waren nach neuen Regierungsangaben vom Donnerstag 578 Menschen getötet worden, darunter 43 Polizisten. Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sprachen indes allein in Kairo von 2200 Toten und 10.000 Verletzten.
International wurde Kritik am brutalen Vorgehen der ägyptischen Sicherheitskräfte laut. Deutschland und mehrere andere Staaten sowie die Vereinten Nationen forderten alle Konfliktparteien zur äußersten Zurückhaltung auf. US-Präsident Barack Obama setzte geplante Manöver mit den ägyptischen Streitkräften als Reaktion auf das Blutvergießen aus, ließ die US-Militärhilfen von jährlich 1,3 Milliarden Dollar aber weiterhin unangetastet. Das Außenministerium empfahl allen US-Bürgern dringend die Ausreise aus Ägypten. (dpa/afp)