Essen. Die Unruhen haben die Urlaubsregionen von Ägypten erreicht. Erste Reiseveranstalter beginnen damit, kostenlose Umbuchungen zu ermöglichen. Beruhigt sich die Lage nicht binnen 48 Stunden, sind auch kostenlose Stornierungen denkbar. Das Land, das finanziell vom Tourismus abhängt, steht nun am Scheideweg. Ein Kommentar.
Sollte die Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes auch auf die Touristengebiete am Roten Meer erweitert werden, müssen die Veranstalter auch kostenlose Stornierungen zulassen, möglicherweise sogar die derzeit vor Ort befindlichen Urlauber mit Sondermaschinen ausfliegen. Noch ist es nicht so weit. Aber beruhigt sich die Lage nicht binnen 48 Stunden, ist dieses Szenario sehr wahrscheinlich.
Unabhängig davon ist momentan schwer vorstellbar, dass es überhaupt Urlauber geben wird, die in den nächsten Wochen einen Urlaub in Ägypten für die kommende Wintersaison buchen werden. Die deutschen Reiseveranstalter haben sich längst darauf eingestellt. Sie haben sich mit großen Kontingenten auf den Kanaren eingedeckt, damit ihnen kein Geschäft entgeht. Gleiches gilt für die Reedereien, die ihre Schiffe schon auf das Mittelmeer umgeroutet haben.
So nüchtern und knallhart funktioniert die Urlaubsindustrie, aber mangelnde Solidarität mit Ägypten ist ihr angesichts der vielen Zumutungen der vergangenen Monate wirklich nicht vorzuwerfen. Die Menschen Ägyptens sind jetzt die Leidtragenden. Der Tourismus ist die wichtigste Einkommensquelle des Landes, zehntausenden Angestellten in diesem Sektor droht die Arbeitslosigkeit. Die soziale Not jedoch wird zu weiterer Unzufriedenheit und wohl auch zu Unruhen führen. Die Spirale dreht sich weiter, es sieht nicht gut aus. Armes Ägypten!
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