Essen. Einbrüche, aber auch Taschendiebstähle nehmen ungebremst zu. Die Aufklärung durch die Polizei kommt nicht mit. Arnold Plickert, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) verlangt verstärkte Streifen in den Wohngebieten.

Gut erhaltene Garderobe gesucht. Pelze. Auch Gold. Diese Zeitungsanzeige lockt die 85-jährige Dortmunderin. Sie meldet sich, wie angeboten, über eine angegebene Handy-Nummer. Wenig später steht ein junges Paar vor der Tür und beginnt, über den Preis der Ware zu feilschen. Am Ende ist das Duo mit den Pelzjacken verschwunden. Gezahlt hat es nicht. Sechs Mal, berichtet die Dortmunder Polizei, hat der Trick in den letzten zwei Wochen in ihrem Revier und im Münsterland funktioniert.

Trickdiebstahl nimmt zu

Solcher Trickdiebstahl gehört zur neuen Generation von Delikten, die zunehmend Alltag der Polizei an Rhein und Ruhr sind. Gewalt spielt dabei seltener eine Rolle. Aber der wirtschaftliche und persönliche Schaden für die zumeist älteren Opfer Opfer ist groß.

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Vor allem: Die Polizei bekommt die Entwicklung bei den ähnlich gelagerten Wohnungseinbrüchen – fast 38.000 Fälle im letzten Halbjahr – und Taschendiebstählen kaum in den Griff. Denn während Fahrraddiebe die Lust aufs Mitnehmen der Zweiräder verlieren (minus 14,6 Prozent), Anlagebetrug um 90 Prozent zurückgeht und auch der Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen drastisch nachlässt, zeigen diese Delikte nicht nur ein ungebremstes Wachstum, sondern auch sinkende Aufklärungsquoten.

Tageswohnungseinbrüche legten im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um neun Prozent zu, Wohnungseinbrüche generell um 4,7 und Taschendiebstähle um 8,6 Prozent. Das geht aus der nordrhein-westfälischen polizeilichen Kriminalstatistik des ersten Halbjahres hervor. Gleichzeitig kön­nen aber nur noch 4,8 Prozent der Taschendiebstähle aufgeklärt werden. Zwischen Januar und Juni 2012 waren es noch 5,3 Prozent.

1700 Wohnungseinbrüche mehr

Die Sorge über diese Zahlen reicht bis tief ins Polizeikorps. „Alle landesweiten und örtlichen Bemühungen unserer Kolleginnen und Kollegen konnten nicht verhindern, dass im ersten Halbjahr 2013 alleine über 1700 Wohnungseinbrüche mehr verübt wurden“, sagt Arnold Plickert, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Er kritisiert indirekt die zuständige Landesregierung: Es reiche eben nicht, „nach dem Gießkannenprinzip“ mal hier, mal dort Verstärkungen vorzunehmen und Aktionen anzukündigen: „Überraschende Schwerpunktkontrollen“ und „verstärkte Streifen in Wohngebieten“ seien viel nötiger, damit die Polizei Daten von Tätern, Tatfahrzeugen und Aufenthaltsorten abgreifen könne, sagt Plickert. „Die Bekämpfung muss intensiviert werden“.

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Alleine die Bochumer Wachen haben am letzten Wochenende wieder sechs „Brüche“ gemeldet – meist mit der klassischen, durchaus wertvollen Beute: TV mit Flachbildschirmen und elektronische Spielekonsolen. Die Essener Polizei regi­strierte mehrfach Überfälle. Ei­nem 84-Jährigen ist dabei in einem Su­permarkt die Kreditkarte geraubt worden. Der Täter nutzte sie dann für den Versuch, am nächsten Geldautomaten Scheine abzuheben. In Duisburg ermittelte die Polizei seit Januar 2974 Tatverdächtige nur aus dem Umfeld der bulgarischen und rumänischen Zuwanderer: Diebstahl und Betrug stehen hier in der Deliktsliste ganz oben.

Ausländerkriminalität ist ein politisch heikles Thema, aber mit den steigenden Deliktzahlen eng verbunden. Das Land hat schon lange osteuropäische Banden in Verdacht, mit Raubzügen dieser Art den allgemeinen und begrüßten Trend einer zurückgehenden Kriminalität zu konterkarieren. Untersuchungen wie die des Mülheimer Kriminologen Frank Kavelovski im westlichen Ruhrgebiet bestätigen bei Wohnungseinbrüchen einen Ausländeranteil von 37 Prozent, von denen wiederum 60 Prozent Osteuropäer waren.