Mülheim. .

Wenn der Briefkasten überquillt, ist das eine Einladung für Einbrecher, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles. Er weiß, dass längst nicht alle Urlauber ihre Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren, oder Briefe bei der Post lagern lassen. Einbrecher kennen kein Sommerloch, sagt Dahles, der im Polizeipräsidium Essen/Mülheim mit vier Kollegen für den Einbruchsschutz zuständig ist.

Die Haupteinbruchszeit liegt zwar immer noch in der dunklen Jahreszeit von Oktober bis März. Aber auch im Sommer wird eingebrochen. Die gute Nachricht: derzeit in Mülheim mit sinkender Tendenz, im Vergleich zu den Sommermonaten im letzten Jahr. 728 Wohnungseinbrüche gab es insgesamt im vergangenen Jahr, bei knapp 44 % der Fälle blieb es beim Versuch. Was Dahles auch auf Sicherheitsmaßnahmen zurückführt.

Ungesicherte Fenster sind in Sekunden aufgehebelt

„Dennoch sind 728 Einbrüche im Jahr immer noch zu viel“, betont er. „Jede Wohnung, jedes Haus sollte einbruchssicher ausgestattet sein.“ Und zwar am besten, bevor etwas passiert ist, möchte er die Leute sensibilisieren. Der größte Irrtum vieler: „Bei mir ist nix zu holen.“ Auch in Mülheim wird flächendeckend eingebrochen, auch Mehrfamilienhäuser mit schlichteren Wohnungen sind nicht sicher, betont Dahles. Denn 50 Euro oder ein hochwertiges Handy sind für viele Täter bereits eine gute Beute.

Vor allem, wenn der Einstieg einfach ist: Ein ungesichertes Fenster ist in Sekunden aufgehebelt, der Einbruch in zehn Minuten erledigt. Weil die größten Schwachstellen Terrassentüren, Nebeneingänge wie Keller oder Garage sind, rät Dahles (bei Türen) zur Mehrfachverrieglung und Zusatzschlössern. Abschließbare Griffe an den Fenstern zeigen erst in Verbindung mit Pilzzapfen Wirkung und erschweren das Aufhebeln. „Es gilt, dem Täter Zeit zu stehlen“, das steigere die Wahrscheinlichkeit, dass er unverrichteter Dinge verschwindet.

Nachbarn um Aufmerksamkeit bitten

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Dahles empfiehlt Zeitschaltuhren für Rollläden und Lampen. Rollläden sollten an der Straßenseite besser oben bleiben, wenn sie keine Zeitschaltuhr haben oder kein Nachbar sie betätigen kann. Sie seien sonst mehr Einladung als Abschreckung. An der Rückseite können sie heruntergelassen werden, aber Ersatz für gesicherte Fenster sind sie nie, betont Dahles. Bewegungsmelder dienen hingegen mehr der subjektiven Sicherheit, denn die meisten Einbrecher kämen tagsüber. Reisezeiten sollten auf keinen Fall auf den Anrufbeantworter gesprochen werden. „Die Mitteilungswut ist enorm groß, die Täter nutzen das.“ Sie durchforsten soziale Netzwerke, da kommen ihnen Grüße vom Strand auf Mallorca gelegen.

Stattdessen sollte man Nachbarn um Aufmerksamkeit bitten, wenn ein Fremder durch den Garten schleicht. Im Mehrfamilienhaus sollte niemand den Türöffner drücken, wenn sich jemand „von der Polizei“ oder „von der Post“ ausgibt. „Wer aufdrückt, sollte sich verantwortlich fühlen“, sagt Dahles. Und im Zweifel 110 wählen.