Essen. Mancher Urlauber hinterlässt Einbrechern geradezu eine Einladung, bevor es in die Ferien geht - überfüllte Briefkästen, ständig heruntergelassene Rollläden und die Mitteilungswut in sozialen Netzwerken samt Foto aus Spanien sind für Täter Hinweise auf leer stehende Objekte.
Volle Briefkästen, heruntergelassene Rollläden und ein Gruß aus Spanien per Foto auf Facebook: All das sind jetzt in der Ferienzeit Einladungen für die Täter.
Wenn der Briefkasten überquillt, ist das eine Einladung für Einbrecher, sagt Kriminalhauptkommissar Jürgen Dahles. Er weiß aus Erfahrung, dass längst nicht alle Urlauber die Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren oder Briefe bei der Post lagern lassen. Vor allem für die jetzigen Ferien gilt: Die Zeiten des Sommerlochs bei Einbrüchen sind vorbei, sagt Dahles, der mit vier Kollegen für den Einbruchsschutz zuständig ist.
Seit 2012 mehr Einbrüche im Sommer
Die Haupteinbruchszeit liegt zwar immer noch in der dunklen Jahreszeit von Oktober bis März. Aber seit 2012 (2349 Einbrüche- und Einbruchsversuche) seien die Zahlen auch im Sommer hoch, „steigen im Winter dann nochmals an“. Dennoch beschäftigen sich viele nicht mit der Sicherheit ihres Heims, sagt Dahles. Zwar bleibt es inzwischen in 40 Prozent der Fälle bei Einbruchsversuchen, was er durchaus auf Sicherheitsmaßnahmen zurückführt. Für die Polizei ist das nicht genug. Daher sollten jetzt Urlauber einiges beachten.
Dahles empfiehlt Zeitschaltuhren für Rollläden und Lichtquellen. Der größte Irrtum: „Bei mir ist nix zu holen.“ Denn bei Einbrüchen gibt es kein Nord-Süd-Gefälle: „Kommen die Täter aus dem südosteuropäischen Raum wissen sie ja gar nicht, wo sie sich in Essen befinden.“ 50 Euro oder ein hochwertiges Handy sind bereits eine gute Beute. Vor allem, wenn der Einstieg einfach ist: Ein ungesichertes Fenster ist in zehn Sekunden aufgehebelt, der Wohnungseinbruch in zehn Minuten erledigt. Weil die größten Schwachstellen Terrassentüren, Nebeneingänge wie Keller oder Garage und Fenster sind, rät Dahles bei Türen zur Mehrfachverrieglung und Zusatzschlössern. Abschließbare Griffe an Fenstern zeigen erst in Verbindung mit Pilzzapfen eine Wirkung und erschweren das Aufhebeln. „Es gilt, dem Täter Zeit zu stehlen“, das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass er unverrichteter Dinge verschwindet.
Einbrecher kommen meist tagsüber
Rollläden sollten an der Straßenseite oben bleiben, wenn sie keine Zeitschaltuhr haben oder kein Nachbar sie betätigt. Sie seien sonst mehr Einladung als Abschreckung. An der Rückseite können sie heruntergelassen werden, Ersatz für gesicherte Fenster sind sie nie, sagt Dahles. Bewegungsmelder dienen hingegen mehr der subjektiven Sicherheit, denn die meisten Einbrecher kommen tagsüber. Reisezeiten sollten auf keinen Fall auf den Anrufbeantworter gesprochen werden. „Die Mitteilungswut ist enorm groß, die Täter nutzen das.“ Sie durchforsten soziale Netzwerke, da kommen ihnen Grüße vom Strand auf Mallorca gelegen.
Stattdessen: Nachbarn um Aufmerksamkeit bitten, wenn etwa ein Fremder durch den Garten schleicht. Im Mehrfamilienhaus, sollte niemand den Türöffner drücken, wenn sich jemand als Polizei oder Post ausgibt. „Wer aufdrückt, sollte sich verantwortlich fühlen“, sagt Dahles. Und im Zweifel ohnehin immer 110 wählen.