Washington. . US-Präsident Barack Obama schickt eine Kennedy als Botschafterin nach Japan: Er nominierte Caroline Kennedy, die Tochter des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, für den wichtigen Posten. Damit tritt das letzte noch lebende Kind JFKs in den Staatsdienst ein und bringt die wirkungsmächtigste Politik-Dynastie Amerikas zu neuer Geltung.
Als ihr Vater erschossen wurde, war sie das am meisten fotografierte Kind der Welt; ein blondes, hübsches Mädchen von fünf Jahren. Der Rückzug aus der Öffentlichkeit als erwachsene Frau, das spätere Leben als dreifache Mutter, Anwältin, Kunstmäzenin und Buchautorin war fast die logische Folge.
50 Jahre nach der Erschießung John F. Kennedys bricht dessen Tochter Caroline nun mit dem diskreten Leben. Auf Wunsch von Präsident Barack Obama wird die 55-Jährige Amerikas neue Botschafterin in Japan. Damit tritt das letzte noch lebende Kind des 1963 in Dallas getöteten Präsidenten und dessen Frau Jackie, Bruder John-John starb 1999 bei einem Flugzeugabsturz, in den Staatsdienst ein und bringt die wirkungsmächtigste Politik-Dynastie Amerikas zu neuer Geltung.
Als die Gerüchte über ihre Bestellung als Nachfolgerin von Botschafter John Roos im Frühjahr zum ersten Mal aufkamen, zog ein Teil des Washingtoner Establishments die Augenbrauen hoch. Frau Kennedy, hieß es despektierlich, hat „keine politische Amtserfahrung“. Noch wüsste man von spezifischen Verbindungen mit dem Land der Kirschblüte. Dass ihr das Diplomatische in den Genen liegen könnte, Großvater Joseph Patrick war Diplomat in Großbritannien, Tante Jean Ann tat als Botschafterin in Irland ihren Dienst fürs Vaterland und Caroline Kennedy wuchs im Weißen Haus auf, vergaßen die Heckenschützen.
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Ein Dankeschön von Obama
Sie dennoch zu nominieren, hat für Obama wie auch bei anderen Botschaftsposten eine Danke-schön-Funktion. Caroline Kennedy hatte sich 2008 in der New York Times für den schwarzen Senator aus Illinois – und damit gegen Hillary Clinton – als demokratischen Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen („Ein Präsident wie mein Vater“) und danach hohe Spendengelder für ihn eingeworben. Zum anderen gilt die in der Öffentlichkeit manchmal schnippische Langeweile verströmende Multimillionärin und Vorsitzende diverser wohltätiger Stiftungen als gut vernetzt und besitzt den kurzen Draht zu Obama; was in Tokio wohlwollend zur Kenntnis genommen wird.
Für Caroline Kennedy ist der Gang in den diplomatischen Dienst eine Teil-Kompensation für frühere Fehlversuche. 2009 wollte Obama sie, die ehemalige „first daughter“ des ersten katholischen Präsidenten der USA, zur Botschafterin beim Heiligen Stuhl in Rom machen. Der Vatikan lies die Kandidatin böse abblitzen, weil sie eine Verfechterin des Rechts auf Abtreibung ist. Auch der Versuch, in die heimische Politik einzusteigen und Hillary Clintons Posten als Senatorin für den Bundesstaat New York zu übernehmen, misslang. Ihr Schaulaufen geriet zum Desaster. Weder vermochte sie es, ihre politischen Ziele zu erklären, noch konnte sie den Fangfragen der Reporter standhalten. Am Ende stieg „Sweet Caroline“, Neil Diamond komponierte seinen Hit eigens für sie, aus dem Rennen aus, pflegte den damals schwerkranken Onkel Ted Kennedy und suchte Trost bei ihren Kindern Rose, Tatiana und John John.
Mit ihrer Mission in Japan tritt Caroline Kennedy gewissermaßen in die Fußstapfen ihres Vaters. John F. Kennedy hatte in den 60er-Jahren damit zu kämpfen, dass die USA in Japan wegen der Militärbasis Okinawa als Besatzungsmacht empfunden wurde. Um die Spannungen abzubauen, schickte der Präsident seinen Bruder Robert auf eine Goodwill-Tour nach Fernost und machte den mit einer Japanerin verheiraten Harvard-Gelehrten Edwin Reischauer zum Botschafter. Der Entspannungsversuch gelang. Caroline Kennedy kann das amerikanisch-japanische Versöhnungswerk nun vollenden.