Mexiko-Stadt. . Boliviens Präsident Morales musste in Wien landen, da der gesuchte Enthüller an Bord vermutet wurde. Südamerikas Staatschefs sind entrüstet und berufen eine Dringlichkeitssitzung ein. Mehrere europäische Staaten hatten der Präsidentenmaschine auf dem Rückflug von Moskau die Überflugrechte verweigert.

Das Verwirrspiel um den US-Enthüllungsspezialisten Edward Snowden hat zu einer diplomatischen Krise zwischen Lateinamerika und Europa geführt. Der südamerikanische Staatenbund „Unasur“ will eine Dringlichkeitssitzung einberufen, nachdem Boliviens Präsident Evo Morales am Dienstag aus Moskau kommend in Wien zu einer Zwölf-Stunden-Zwischenlandung gezwungen wurde. Hintergrund war das Gerücht, Snowden habe sich an Bord der bolivianischen Präsidentenmaschine befunden.

Frankreich und Portugal hatten ihren Luftraum deshalb zuvor für Morales Jet geschlossen, der daraufhin in Wien habe landen müssen, sagte der bolivianische Außenminister David Choquehuanca. Morales hatte in der russischen Hauptstadt an einer Energie-Konferenz teilgenommen.

„Eine große Lüge

Snowden sitzt seit rund zwei Wochen im Transitbereich eines Moskauer Flughafens fest, von wo aus er in den vergangenen Tagen in rund 20 Staaten Asyl beantragt hatte, darunter in Deutschland.

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Boliviens Präsident Evo Morales musste in Wien eine Zwangspause einlegen.
Von Matthias Korfmann

Morales Maschine konnte erst um 11.45 Uhr vom Flughafen Wien wieder abheben. Frankreich, Portugal und Italien hatten ihren Flugraum wieder freigegeben. Am Vormittag gewährte dann auch die spanische Regierung der Maschine Überflugrechte und bewilligte einen Zwischenstopp auf Gran Canaria zum Auftanken.

In der Nacht zu Dienstag noch hatte Boliviens Vize-Präsident Álvaro García Linera den USA vorgeworfen, „Evo Morales in Europa entführt“ zu haben. Zugleich geißelte er die europäischen Staaten als „unterwürfig“, die sich dem US-Diktat gebeugt hätten, Morales Maschine den Überflug zu verweigern. „Erst haben Frankreich und Portugal und dann Spanien und Italien das Leben des Präsidenten so in Gefahr gebracht“, betonte Linera. Dass Snowden an Bord sei, bezeichnete Außenminister Choquehuanca als eine „große Lüge“.

Respektlosigkeit

Dies wurde von der Regierung in Wien gestützt. „Nach unserem Wissenstand stimmt es einfach nicht“, sagte der Sprecher des österreichischen Außenministeriums Alexander Schallenberg am Mittwochmorgen.

Auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kritisierte das Verhalten der europäischen Länder scharf. Nichts könne eine solche Respektlosigkeit rechtfertigen, sagte OAS-Generalsekretär José Miguel Insulza.