Moskau. Der US-Geheimdienstenthüller Edward Snowden ist nach Angaben seines Vaters, Lonnie Snowden, zur Rückkehr in die USA bereit. Voraussetzung sei, dass er dort bis zum Prozessbeginn auf freiem Fuß bliebe und nicht zum Schweigen gezwungen würde. Medienberichten zufolge habe Lonnie Snowden nicht das Gefühl, dass sein Sohn Verrat begangen habe.
Der flüchtige US-Geheimdienstenthüller Edward Snowden ist nach den Worten seines Vaters zur Rückkehr in die USA bereit, falls er dort bis zum Prozessbeginn auf freiem Fuß bliebe und nicht zum Schweigen gezwungen würde. Einen entsprechenden Brief habe er selbst an US-Justizminister Eric Holder geschrieben, sagte Lonnie Snowden am Freitag in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC. "Ich habe nicht das Gefühl, dass er Verrat begangen hat", sagte der Vater über seinen Sohn.
NBC betonte, die beiden hätten seit April nicht mehr persönlich miteinander gesprochen - also zuletzt, bevor Snowdens Informationen an die Öffentlichkeit kamen und er sich nach Hongkong und dann nach Moskau absetzte. Dessen ungeachtet habe er über seinen Anwalt einen Brief an Holder geschickt, sagte Lonnie Snowden. Drei Bedingungen für eine Rückkehr seines Sohnes würden darin genannt: Dass er nicht sofort inhaftiert würde, dass er kein Redeverbot erhalte und dass er selbst bestimmen könne, wo der Prozess gegen ihn stattfinde. Edward Snowden sitzt seit Wochenbeginn auf dem Transitbereich des Moskauer Flughafens fest. Die USA haben seine Auslieferung beantragt, sie werfen ihm Geheimnisverrat vor. Sein Vater räumte ein, dass die Veröffentlichung geheimer Dokumente ein Verstoß gegen US-Gesetze sei. Insofern habe er vielleicht die US-Regierung verraten. "Ich glaube aber nicht, dass er die Bevölkerung der USA verraten hat", sagte der Vater in dem Interview.
Moskau wirft USA Versäumnisse vor
In der Affäre um den flüchtigen Edward Snowden hat Moskau den US-Behörden Versäumnisse vorgeworfen. Die US-Behörden hätten Russland "bewusst in eine Zwickmühle gebracht", indem sie sie zu spät darüber informiert hätten, dass Snowdens Reisepass ungültig gemacht wurde, sagte ein Regierungsvertreter in Moskau am Freitag der Nachrichtenagentur Interfax. Ecuador hat derweil noch nicht über eine Aufnahme des 30-Jährigen entschieden.
Hätten die russischen Behörden von dem ungültigen Pass gewusst, "wäre Herr Snowden vermutlich nicht nach Moskau geflogen, und diese ganze Sache wäre nie passiert", sagte der Regierungsvertreter. Snowden sitzt nach russischer Darstellung seit sechs Tagen im Transitbereich des Flughafens Scheremetjewo fest. Nach Angaben eines russischen Vertreters kann er erst ausreisen, wenn ein Land ihm politisches Asyl zusagt. Snowden, der als IT-Spezialist für den US-Geheimdienst NSA gearbeitet hatte, war am 20. Mai nach Hongkong gereist und schickte von dort an mehrere Zeitungen Dokumente zu geheimen NSA-Programmen zur Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation. Auch ein britisches Ausspähprogramm legte er offen.
Snowden trotz US-Auslieferungsgesuch nach Moskau ausgereist
Trotz eines US-Auslieferungsgesuchs hatten die Hongkonger Behörden Snowden am vergangenen Wochenende nach Moskau ausreisen lassen. Zur Begründung hatte es geheißen, die US-Unterlagen seien nicht vollständig gewesen. Demnach gab es in den Dokumenten drei verschiedene Schreibweisen von Snowdens Namen, seine Passnummer habe ganz gefehlt. Die USA suchen Snowden wegen Spionage per Haftbefehl. Der scheidende US-Gesandte Stephen Young warf Hongkong am Freitag erneut "Fehlverhalten" vor. Dieses habe einen "sehr bitteren Beigeschmack", der lange andauern werde.
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Snowden bat inzwischen das südamerikanische Ecuador um Asyl. Nach den Worten von Ecuadors Präsident Rafael Correa kann das Land derzeit aber nicht über eine Aufnahme entscheiden. Snowdens Asylantrag könne nicht geprüft werden, solange er sich außerhalb des Staatsgebietes aufhalte, sei es in einem anderen Land selbst oder in einer ecuadorianischen Botschaft, sagte Correa am Donnerstag. "Man beantragt Asyl in einem Land, wenn man sich auf dessen Staatsgebiet aufhält", betonte der sozialistische Staatschef. "Rein technisch können wir den Asylantrag nicht einmal prüfen."
Ecuador hatte am Donnerstag kurz vor dem Auslaufen von Zollvergünstigungen im Handel mit den USA einseitig auf deren Fortsetzung verzichtet. Sie wolle sich dem Druck Washingtons nicht beugen, erklärte die Regierung in Quito. Das US-Außenministerium wies den Vorwurf der Erpressung zurück. Allerdings müsse Ecuador mit "sehr negativen Auswirkungen" rechnen, wenn es Snowden Asyl gewähre, sagte ein Sprecher. (AFP)