Köln. Die politische Zielvorgabe bei der Betreuung für Kinder unter drei Jahren wird in NRW erreicht. Einer Umfrage zufolge steht das Land mit einer 35-Prozent-Quote zwar im Durchschnitt gut da. Doch es drohen Probleme mit dem hohen Bedarf in den größeren Städten.

Bei der Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren erfüllt Nordrhein-Westfalen einer Umfrage zufolge mit durchschnittlich 35 Prozent die politische Zielvorgabe einer Versorgung jedes dritten Kindes. Eine "Klagewelle" wegen fehlender Betreuungsplätze sei demnach nicht zu erwarten, erklärte der WDR, der die Umfrage durchführte, am Dienstag in Köln.

Besonders in größeren Städten werde das Angebot an Kita- oder Tagespflege-Plätzen aber nicht reichen, weil der tatsächliche Bedarf weit über den geplanten Zielmarken liegt, rechnete der Sender vor. Die Stadt Köln erwarte zum Beispiel, dass der Bedarf nur mit einer Angebotsquote von etwa 40 Prozent gedeckt sein wird. Dafür fehlten derzeit noch rund 1900 Plätze, die im laufenden Kindergartenjahr geschaffen werden sollen.

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Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen sind nach Ansicht von Familienministerin Ute Schäfer (SPD) mit Betreuungsplätzen für unter Dreijährige gut versorgt. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Kommunen der Nachfrage gewachsen sind", teilte Schäfer am Dienstag in Düsseldorf mit - knapp einen Monat bevor Eltern einen Platz für ihre Kleinkinder einklagen können. In NRW stünden 144.800 Betreuungsplätze für unter Dreijährige zur Verfügung. Das entspreche einer Versorgungsquote von 33,1 Prozent.

Quote im ländlichen Bereich bis weit über 50 Prozent

In ländlichen Gebieten ist die Lage dem WDR zufolge entspannter. Mehrere Städte und Kreise könnten zum 1. August voraussichtlich weit über 50 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz anbieten, hieß es. In anderen Städten wie Willich, Plettenberg und Ahlen liege die Quote mit rund 20 Prozent zwar unter der Zielmarke. Nach Angaben der Jugendämter werde es hier aber zum Stichtag 1. August trotzdem ausreichend Betreuungsangebote geben. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen sei hier nicht so hoch wie in anderen Regionen.

Bei der Erfassung des Betreuungsbedarfs gebe es Mängel, kritisierte der WDR. Exakte Anmeldezahlen könnten die Jugendämter teilweise bis heute nicht angeben. Mehrfachanmeldungen der Kinder durch die Eltern, statistische Ungenauigkeiten und ein fehlendes zentrales Meldesystem seien unter anderem die Ursachen.

Eltern haben vom 1. August an einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer ein- und zweijährigen Kinder. Die Landesregierung geht davon aus, dass ungefähr ein Drittel der Eltern dieses Angebot nutzen werden. Mit Hilfe der elf NRW-Studios befragte der Sender über 180 Jugendämter in Nordrhein-Westfalen zum Stand des U3-Ausbaus. (dpa)