Washington/Moskau. Im Streit um den Ex-Geheimdienstler Edward Snowden verschärft sich der Ton zwischen USA und Ecuador. Ein US-Senator droht dem südamerikanischen Land mit schweren wirtschaftlichen Konsequenzen, sollte einem Asylantrag des 30-Jährigen stattgegeben werden. Zurzeit sitzt Snowden noch in Moskau fest.
Der Vorsitzende des US-Senatsausschusses für Auswärtige Angelegenheiten, Robert Menendez, hat Ecuador mit der Streichung von Handelserleichterungen gedroht, falls das lateinamerikanische Land dem früheren NSA-Mitarbeiter Edward Snowden Asyl gewährt. Ein derartiger Schritt würde die Handelsprivilegien Ecuadors ernsthaft gefährden, erklärte der Politiker. "Unsere Regierung wird Länder nicht für Fehlverhalten belohnen."
Konkret geht es um ein Programm, das derzeit Zölle auf Importe aus Ecuador erlässt. Zudem gibt es ein Abkommen, das wirtschaftliche Erleichterungen für Staaten in Südamerika als Anreiz vorsieht, um die dortige Kokainherstellung einzudämmen. Im Rahmen dieses Programmes lieferte Ecuador im vergangenen Jahr Öl im Wert von 5,4 Milliarden Dollar in die USA. Der Demokrat Menendez sagte, er werde sich dafür einsetzen, die Vergünstigungen zu streichen.
Blumenindustrie von Ecuador könnte unter möglichen Sanktionen leiden
Ecuador könnte für sein Rohöl zwar andere Abnehmer finden. Seine Blumenindustrie dürfte aber leiden. Die Branche beschäftigt mehr als 100.000 Menschen, vergangenes Jahr exportierte Ecuador Schnittblumen im Wert von 166 Millionen Dollar in die USA.
Menendez forderte zudem Russland auf, Snowden an die USA auszuliefern. Der Ex-Geheimdienstler könnte einem russischen Rechtsexperten allerdings zufolge sehr lange im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo bleiben. Sollte der 30-Jährige ein Transitvisum besitzen, könnten die russischen Behörden dies "bei außergewöhnlichen Umständen" immer wieder verlängern, sagte der Jurist Wladislaw Kotscherin der Tageszeitung "Wedomosti".
USA haben außergewöhnliche Umstände geschaffen
Mit der Annullierung von Snowdens Pass hätten die USA aus seiner Sicht solche "außergewöhnlichen Umstände" geschaffen, betonte der Anwalt. Zudem gebe es kein Auslieferungsabkommen zwischen Russland und den USA. Die prominente Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa sprach sich dafür aus, Snowden in Russland Zuflucht zu gewähren. (rtr/dpa)