Washington/Kapstadt. Bei der Reise von US-Präsident Barack Obama nach Senegal, Südafrika und Tansania stehen die Themen Wirtschaft, Demokratie und Sicherheit im Mittelpunkt. Überschattet wird Obamas Reise nach Schwarzafrika von der Sorge um Südafrikas gesundheitlich angeschlagenen Nationalhelden Nelson Mandela.
Kaum aus Berlin zurück, bricht Barack Obama wieder zu einer Reise auf. Diesmal (26. Juni bis 3. Juli) geht es nach Senegal, Südafrika und Tansania. Kaum zu glauben: Abgesehen von einer kurzen Stippvisite in Ghana ist es der erste "richtige" Besuch des US-Präsidenten in Schwarzafrika. Selbst das Weiße Haus macht klar, dass es sich dabei um ein ziemliches Versäumnis handelt: Afrika ist längst zum boomenden Kontinent geworden - und US-Firmen wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Nicht zuletzt, weil es schwere Konkurrenz gibt: Vor allem China ist in Afrika hochaktiv.
Auf dem schwarzen Kontinent herrscht Feierlaune. "Obamas Besuch wird die größte Party in Südafrika", meint etwa Isaac Mpho Mogotsi, Direktor des Politikinstituts Cedia in Johannesburg. Afrikas "schwarze Eliten" suchten Obamas Nähe "als ob ein zweiter Jesus Christus kommt". Zwar ist auch in Afrika von der einstigen "Obamania" nicht viel geblieben - die Enttäuschung über den ersten schwarzen US-Präsidenten ist groß.
USA haben handfeste Interessen in Afrika
Es sind sogar Proteste gegen Obama angesagt, so etwa in Johannesburg und Kapstadt. Doch alles in allem: Obamas lange ersehnte Visite schmeichelt den Gastgebern. "Der wichtigste Besuch des Jahrzehnts", jubelt der südafrikanische "Mail&Guardian".
Präsident Obama in Berlin
"Wir sehen Afrika als eine der wichtigsten aufstrebenden Regionen der Welt", meint Obamas Top-Berater Ben Rhodes. "Und als einen Ort, wo die USA ihr Engagement in den nächsten Jahren entscheidend verstärken sollten." Dabei geht es weniger um große Visionen als um handfeste Interessen.
Mit jährlichen Wachstumsquoten von über fünf Prozent macht Afrika der US-Wirtschaft gehörigen Appetit. Zwar gibt es auf dem Kontinent nach wie vor bitterste Armut. Der Boom basiert zu einem gehörigen Teil lediglich auf dem Export von Rohstoffen. Korruption grassiert, und von einer nachhaltigen Entwicklungspolitik sind viele Länder noch weit entfernt. Dennoch: US-Firmen wollen beim Aufbruch des Riesenkontinents mit dabei sein. Kein Zufall also, dass Obama von einer großen Wirtschaftsdelegation begleitet wird.
Obama will große Rede an Afrika halten
Die Reise ist umso wichtiger, weil die USA kräftig aufholen müssen: Vor allem China ist in Afrika mit Investitionen hochaktiv, hat die USA und die EU in den vergangenen Jahren als wichtigsten Handelspartner abgelöst. US-Unternehmen, so Obama-Berater Rhodes, fordern massiv: Sie wollen mitspielen.
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Weitere Themen der Reise dürften die Bedrohung durch islamistische Extremisten sowie Demokratie und Korruption sein. Im Weißen Haus heißt es, Obama wolle in Kapstadt eine große Rede an den Kontinent halten. Kein Zweifel, dass er Anstrengungen und Eigenverantwortung einfordern wird. Die Zeiten, da afrikanische Führer ihre Probleme als Spätfolgen des Kolonialismus "entschuldigen" konnten, sind endgültig vorbei. Bereits 2009, als der frisch gewählte Obama Ghana einen Blitzbesuch abstattete, meinte er: "Afrikas Zukunft ist Sache der Afrikaner."
Gesundheitszustand Mandelas ist kritisch
Vor dem Afrika-Besuch von Barack Obama herrscht jedoch auch ein hoher Grad an Ungewissheit: Obamas Mitarbeiter im Weißen Haus richten bange Blicke nach Südafrika, wo sich der Zustand von Nationalheld Nelson Mandela zuletzt stark verschlechtert hat. Eigentlich hätte Obama den früheren südafrikanischen Präsidenten am Wochenende aufsuchen wollen. Nun hängt der Ablauf von Obamas erster großer Afrika-Reise in der Schwebe.
Obamas Sprecher Jay Carney sagte am Montag, dass der Präsident sich weiter auf die Reise freue. Allerdings verfolge das Weiße Haus die Angaben über den Zustand des 94-jährigen Mandela sehr genau. "Wir wünschen ihm alle eine gute Besserung", sagte Carney. Der Präsidentensprecher wollte sich nicht an Spekulationen beteiligen, welche Folgen die schwere Erkrankung des Friedensnobelpreisträgers für Obamas Aufenthalt in Afrika haben könnte. In US-Regierungskreisen galt ein Abbruch der Reise als nicht ausgeschlossen, sollte Mandela sterben.
Ein Treffen zwischen Obama und Mandela scheint äußerst unwahrscheinlich. Das Weiße Haus hat vergangene Woche erklärt, die Entscheidung darüber obliege der Familie des früheren südafrikanischen Staatschefs. Obama hatte Mandela nur einmal kurz im Jahr 2005 getroffen, damals war er noch US-Senator. Drei Jahre später schrieb der Sohn eines Kenianers Geschichte, als er zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. (dpa/afp)