Berlin. Die Schweinegrippe breitet sich immer weiter aus. Mittlerweile gibt es in Deutschland täglich mehrere Hundert neue Infizierte, meldete am Montag das Robert-Koch-Institut. Infektionen gibt es inzwischen weltweit in 160 Ländern.
Die Schweinegrippe ist in Nordrhein-Westfalen weiter auf dem Vormarsch. Bis Montag wurden 1648 Fälle bei den Gesundheitsämtern im Land registriert, wie eine Sprecherin des Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit in Münster auf ddp-Anfrage mitteilte. Das waren 257 mehr als noch am Freitag. Seit Anfang vergangener Woche hat sich die Zahl der Infizierten somit verdreifacht.
Nach wie vor leben mit rund einem Drittel die meisten der Infizierten im Regierungsbezirk Düsseldorf. Bislang sei die Krankheit in keinem Fall schwer verlaufen, betonte die Sprecherin. Angesichts der täglich sprunghaft steigenden Zahl an Infizierten wollen die Gesundheitsämter sich bei der Erfassung den Angaben zufolge nun auf die Infizierten mit Risikofaktoren konzentrieren. Dazu zählen Schwangere, Kleinkinder und chronisch Kranke.
"Noch keine großflächige Verbreitung"
Immer mehr Menschen erkranken an der Schweinegrippe. Mit Stand vom 24. Juli wurden insgesamt 3349 Fälle gemeldet, 505 Fälle mehr als noch einen Tag zuvor, wie das Robert-Koch-Institut am Montag bekanntgab. Allein in der vergangenen Woche wurden 1500 neue Infektionen gezählt, jeden Tag gibt es mittlerweile mehrere hundert neue Infizierte. «Die Pandemie ist bei uns angekommen», sagte RKI-Vizepräsident Reinhard Burger am Montag in Berlin. Am stärksten seien Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen betroffen. Die Behörden versicherten, dass die Finanzierung der geplanten Massenimpfung stehe.
Etwa ein Viertel der neu erkrankten Patienten hätten sich in Deutschland angesteckt, größtenteils gingen die neuen Fälle jedoch auf Reiserückkehrer zurück, sagte Burger. Die gute Nachricht sei, trotz Infektionen mit dem Virus A (H1N1) auch vor Ort gebe es weiterhin «noch keine großflächige Verbreitung in Deutschland». Bislang bleibe es bei milden Krankheitsverläufen, allerdings sei bei der erwarteten weiteren Zunahme der Schweinegrippe-Infektionen künftig auch eine wachsende Zahl gravierender Fälle zu befürchten. Es gelte, die weitere Entwicklung «genau, aber gelassen» zu beobachten, sagte der RKI-Vizepräsident.
Impfung "eindeutig geklärt"
Ein Sprecher der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Länder sagte in Erfurt, die Kostenübernahme für die ab Herbst geplante Impfung von Teilen der Bevölkerung sei «eindeutig geklärt». Berichte über einen diesbezüglichen Streit zwischen Bund und Ländern wies der Sprecher zurück.
Die GMK habe bereits Mitte Juli beschlossen, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für Impfstoff und Impfung tragen würden. Als «Formalität» fehle lediglich noch eine entsprechende Verordnung der Bundesregierung, die aber bereits als Entwurf vorliege und voraussichtlich Mitte August verabschiedet werde.
Ein Drittel der Bevölkerung soll geimpft werden
Auch eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums bekräftigte vor Journalisten in Berlin, die Krankenkassen bezahlten die Impfkosten aus ihren Mitteln aus dem Gesundheitsfonds. Auf die Frage, ob diese Mittel erhöht würden, sagte die Sprecherin, sie wolle der im August zu verabschiedenden Verordnung nicht vorgreifen. Festzuhalten sei aber, dass die Kassen die Impfung zahlten.
Die Bundesländer haben 50 Millionen Impfdosen bestellt, die angesichts der erforderlichen Doppelimpfung etwa 30 Prozent der Bevölkerung abdecken. Dabei sollen zunächst Beschäftigte des Gesundheitswesens sowie Risikopatienten zum Zuge kommen.
Lediglich Details des praktischen Ablaufs - zum Beispiel, ob die betreffenden Gruppen per persönlicher Einladung oder per allgemeinem Impfaufruf informiert werden - seien derzeit noch ungeklärt, sagte der GMK-Sprecher in Erfurt. Die Abstimmung der Einzelheiten werde aber «rechtzeitig vor der Impfaktion» abgeschlossen sein. (ddp/afp)
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