Essen/Berlin. Die Schweinegrippe fordert weltweit drastische Maßnahmen. NRW-weit sind inzwischen knapp 1200 Menschen erkrankt. Für den Herbst bereiten die Gesundheitsbehörden bundesweit Massenimpfungen vor.

Die schönsten Tage des Jahres – im Sommer 2009 werden sie von der Gefahr einer Schweinegrippe-Infizierung überschattet. NRW-weit sind inzwischen knapp 1200 Menschen erkrankt. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Sommerreisewelle verantwortlich für den deutlichen Anstieg der Infektionen: „80 Prozent der Schweinegrippe-Patienten haben sich in Urlaubsländern angesteckt”, sagte Hacker.

Für den Herbst bereiten die Gesundheitsbehörden bundesweit Massenimpfungen vor. Bei zwei Pharmaherstellern wurden 50 Millionen Impfdosen bestellt. Der erste Impfstoff soll Ende September/Anfang Oktober vorliegen. Laut RKI-Präsident Hacker wird zunächst das medizinische „Funktionspersonal” geimpft, also Ärzte, Krankenhauspersonal und Krankenwagenfahrer. Außerdem sollen Risikogruppen, Personen mit Grunderkrankungen wie Asthma, Diabetes und Herz-, Kreislauferkrankungen bevorzugt geimpft werden. Schröder versicherte, dass für alle impfwilligen Bürger Impfstoff vorhanden sein werde. Es könne allerdings zu Wartezeiten kommen, kündigte der Staatssekretär an. Nach Herstellung des Anti-Grippeserums werde es im Herbst entsprechende Impfaufrufe der Gesundheitsbehörden und der Krankenkassen geben. Der CSU-Innenexperte Stephan Mayer fordert hingegen, dass auch Strafgefangene bevorzugt geimpft werden. Nur so könne verhindert werden, dass gefährliche Täter im Krankenhaus von Polizisten teuer bewacht werden müssten.

Nach Angaben der WHO hat die Schweinegrippe mittlerweile nahezu die gesamte Welt erreicht. Inzwischen seien 160 der 193 WHO-Mitgliedstaaten von dem Virus A (H1N1) betroffen, „wir nähern uns einer hundertprozentigen Verbreitung", sagte WHO-Sprecher Gregory Hartl in Genf. Die Zahl der Todesopfer weltweit liege rund vier Monate nach dem ersten Auftreten der Schweinegrippe bei fast 800.

Weltweit greift man daher inzwischen zum Teil zu drastischen Maßnahmen. In Ägypten haben die arabischen Gesundheitsminister beschlossen, bestimmten Gruppen die Pilgerfahrt nach Mekka, die ihren Höhepunkt im Oktober erreichen wird, zu untersagen. Alte und Kinder sind 2009 von der Hadsch ausgeschlossen. In Costa Rica haben Kirchenvertreter das traditionsreichste katholische Kirchenfest kurzerhand abgesagt. Seit 227 Jahren dürfen Gläubige erstmals nicht Hilfe von der Schutzheiligen „La Negrita” in Cartago erbitten. In Mexiko, dem „Mutterland” der Seuche, bleiben Beichtstühle geschlossen. Pastoren wurden angewiesen, nicht länger als fünf Minuten zu predigen. In Australien verbot Melbournes Erzbischof Denis Hart Umarmungen, Messwein und Friedensgruß.

Wein gibt's nicht mehr

Und auch in England läuten zurzeit vornehmlich Alarmglocken. Wein gibt's nicht mehr. Die anglikanische Kirche empfiehlt, die Kommunion auszusetzen. Bischöfe in England und Portugal wiesen Kirchenobere sogar an, während der Epedemie das Weihwasser aus den Gotteshäusern zu verbannen. In Deutschland hingegen scheut nach wie vor nur der Teufel das Weihwasser. „Wir haben bisher keine Maßnahmen ergriffen”, erklärt Nina Schmedding, Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz.