Fort Meade. Vor einem Militärgericht in den USA hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning begonnen. Das Verfahren auf dem Militärgelände Fort Meade bei Washington startete am Montag mit fast einstündiger Verspätung. Zahlreiche Demonstranten hatten vor dem Militärgelände protestiert. Bereits kurz nach dem Auftakt wurde der Prozess wegen Verfahrensfragen unterbrochen.

Vor einem Militärgericht nahe Washington hat am Montag der Prozess um den größten Geheimnisverrat in der US-Geschichte begonnen. Der 25-jährige Angeklagte Bradley Manning erschien zur Eröffnungssitzung des Militärgerichts auf dem Stützpunkt Fort Meade in Uniform. Der junge Obergefreite wird beschuldigt, zwischen November 2009 und Mai 2010 insgesamt 700.000 militärische Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben.

Manning muss mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. Ihm wird unter anderem zur Last gelegt, mit der Weitergabe von vertraulichen Dokumenten an das Enthüllungsportal Wikileaks zu den Einsätzen im Irak und in Afghanistan US-Feinden wie dem Terrornetzwerk Al-Kaida geholfen zu haben. Sein Prozess ist auf zwölf Wochen angesetzt. Am Eröffnungstag gab es starke Sicherheitskontrollen. Rund 30 Unterstützer des Angeklagten riefen Parolen wie "Bradley Manning - Held!" oder "Lasst Bradley frei!"

Manning bestreitet den Vorwurf der "Unterstützung des Feindes"

In den Voranhörungen sagte Manning, dass er sich in zehn von 22 Anklagepunkten schuldig erkläre. Allerdings bestreitet er den zentralen Vorwurf der Unterstützung des Feindes. Das Gericht in Fort Meade tagt unter der Leitung von Richterin Denise Lind. Der Abschluss des Prozesses ist für den 23. August geplant.

Demonstranten protestierten vor dem Gerichtssaal gegen den Prozess.
Demonstranten protestierten vor dem Gerichtssaal gegen den Prozess. © dpa

Die meiste Zeit während des langen Vorverfahrens schwieg Manning. Ende Februar meldete er sich dann erstmals zu Wort und räumte die Weitergabe von vertraulichen Informationen ein. Die Geheimdokumente stünden für "die nicht sichtbare Realität der Konflikte im Irak und in Afghanistan", sagte der Angeklagte. Er habe geglaubt, eine Debatte über "Außenpolitik und den Krieg allgemein" auslösen zu können. Die Staatsanwaltschaft ließ bislang nur einen minderschweren Anklagepunkt fallen und hält an den Vorwürfen der Spionage und der Unterstützung des Feindes fest.

In seiner im Februar verlesenen Erklärung beschrieb Manning, wie er während seiner Stationierung im Irak Dokumente von Militärrechnern herunterlud. Dabei brachte er zwei Datenbanken in seinen Besitz, in denen die täglichen Zwischenfälle der US-Einsätze im Irak und in Afghanistan aufgeführt wurden. Außerdem kopierte der Obergefreite vertrauliche Depeschen der US-Diplomatie und ein schockierendes Video, das den tödlichen Beschuss von Zivilisten durch US-Kampfhubschrauber zeigt. Die Veröffentlichung des Videos durch Wikileaks im April 2010 sorgte weltweit für Empörung.

Hunderte Zeugen sollen im Prozess gegen Manning aussagen

Im Mai 2010 nahm die Militärpolizei Manning auf seinem Stützpunkt nahe Bagdad fest. Verraten wurde er von einem Hacker, mit dem er im Internet über seine Zusammenarbeit mit Wikileaks geplaudert hatte.

Hunderte Zeugen sollen in Fort Meade aussagen. Zwei Dutzend von ihnen werden wegen Sicherheitsbedenken nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehört. In den Zeugenstand dürfte neben mehreren US-Botschaftern auch einer der Elitesoldaten treten, die im Mai 2011 Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in seinem pakistanischen Versteck töteten. Das Gericht will durch diese Aussage aufklären, ob die von Manning weitergereichten Informationen direkt vom Al-Kaida-Chef verwertet wurden.