Washington. Ein Militärprozess gegen den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning wird wahrscheinlicher. Das Militärgericht forderte, alle 22 Anklagepunkte gegen den 24-Jährigen aufrechtzuerhalten - auch den Vorwurf “Unterstützung des Feindes“. War Bradley ein Freiheitskämpfer oder ein Staatsfeind?
Für den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning rückt ein Prozess vor einem US-Militärtribunal näher. Der Vorsitzende Offizier in der Anhörung gegen den Soldaten empfahl eine Überstellung Mannings an ein Militärgericht. Der Vorschlag von Oberstleutnant Paul Almanza, Mannig den Prozess zu machen, muss nun durch mehrere Instanzen gehen. Wie lange dies dauern würde, teilten die US-Streitkräfte nicht mit.
Almanza, der im Dezember der siebentägigen Anhörung im Fall Manning vorgesessen hatte, empfahl ein Verfahren in allen 22 Anklagepunkten, darunter auch wegen "Unterstützung des Feindes", dem schwerwiegendsten Vorwurf der Anklage. Manning soll als geheim eingestufte Daten der US-Regierung gestohlen und an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet haben, darunter Hunderttausende Schriftsätze, die die Kriege im Irak und in Afghanistan betreffen sowie Berichte des US-Außenministeriums.
260.000 vertrauliche Depeschen sorgten für Wirbel
Bei einer Verurteilung droht Manning lebenslange Haft. Almanza und die Ankläger einigten sich darauf, nicht die Todesstrafe zu fordern, die eine Verurteilung wegen Unterstützung des Feindes eigentlich zur Folge haben könnte. Letztlich liegt die Entscheidung über das geforderte Strafmaß und darüber, ob Manning wirklich vor ein Militärgericht kommt, bei Generalmajor Michael Linnington, dem Kommandanten des Militärbezirks von Washington.
Manning war im Mai 2010 im Irak festgenommen worden. Unter anderem soll er ein vom US-Militär im Irak aufgenommenes Video des Angriffs einer US-Hubschrauberbesatzung auf Zivilisten in Bagdad vom Juli 2007, bei dem elf unbewaffnete Männer getötet wurden, an Wikileaks geschickt haben. Außerdem geht es um etwa 260.000 vertrauliche Depeschen des US-Außenministeriums, mit deren Veröffentlichung Wikileaks im Juli 2010 für Wirbel sorgte.