Wiesbaden. Die Volkszähler des “Zensus 2011“ müssen etliche Haushalte noch einmal befragen: Bei ihnen stimmten die Zahlen des Einwohnermeldeamtes nicht mit den Ergebnissen der Befragung überein. Betroffen sind meist Bewohner von Einfamilienhäusern in kleinen Gemeinden.
Die Volkszählung geht in die letzte Runde. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte, müssen 390.000 Haushalte noch einmal befragt werden. Es handelt sich um Haushalte, bei denen es Abweichungen zwischen der bei den Einwohnermeldeämtern registrierten Personenzahl und der bei der Befragung festgestellten Zahl an Haushaltsbewohnern gegeben hat. Ursprünglich hatten die Statistiker damit gerechnet, 350.000 Haushalte noch einmal befragen zu müssen.
In NRW sind nach Angaben des statistischen Bundesamtes rund 20.000 Haushalte betroffen. Hier hat die nachträgliche Befragungsrunde schon Anfang Februar begonnen, weil die Ergebnisse von NRW und Berlin-Brandenburg besonders früh ausgewertet waren. Dass hier unterdurchschnittlich viele Haushalte betroffen sind, liegt daran, dass NRW-Gemeinden meist viele Einwohner haben. Die nachträgliche Befragung findet aber nur in Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern statt.
Betroffen sind nur Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern
In diesen Gemeinden benötigen die Zähler ein möglichst exaktes Ergebnis, weil die Register der Einwohnermeldeämter anhand des Zensus-Ergebnisses aktualisiert werden sollen. In größeren Städten behelfen sich die Statistiker mit Stichproben: Dort werden nur einzelne Haushalte herausgegriffen und befragt. Aus dem Ergebnis dieser Stichproben-Befragungen wird dann ein Gesamtveränderung der Einwohnerzahl abgeleitet.
Zudem werden nur Adressen angeschrieben, an denen nur ein Haushalt gemeldet ist, also beispielsweise Einfamilienhäuser. Bei diesen rechnen die Experten mit der höchsten Abweichung von den Melderegistern. Tests im Vorfeld des Zensus' haben den Statistikern gezeigt, dass sich Zuzüge und Abwanderungen in Mehrfamilienhäusern nahezu ausgleichen. Deshalb findet hier keine Nachbefragung statt.
Nachträgliche Befragung könnte ein leichtes Einwohnerplus für viele Gemeinden ergeben
Beim Statistischen Bundesamt rechnet man damit, dass die nachträgliche Befragung die Einwohnerzahlen in vielen Gemeinden leicht nach oben korrigiert. Das liegt einem Sprecher zufolge daran, dass Wohnungen, die als gewerblich genutzt gekennzeichnet waren, in vielen Fällen tatsächlich privat genutzt seien. So stoßen die Zähler auf mehr Menschen als erwartet. Aber auch der umgekehrte Fall ist denkbar: Viele erwachsene Kinder, die zum Studium ausgezogen sind, seien noch zu Hause gemeldet. Diese "Karteileichen" fallen nun bei der Zählung auf und verringern somit die Einwohnerzahl einer Gemeinde.
Bei der "Befragung zur Klärung von Unstimmigkeiten", wie die neue Fragerunde offiziell heißt, werden nicht noch einmal alle Daten abgefragt. Stattdessen erkundigen sich die Interviewer nur Geschlecht, Alter, Familienstand, Wohnungsstatus und der Anzahl der Personen im Haushalt. Betroffene werden von den Zählern angeschrieben und erhalten einen Terminvorschlag für ein Interview. Alternativ können sie auch per Brief oder online an der Befragung teilnehmen.