Berlin. . Deutsche Soldaten sollen künftig auf ihre mentale Gesundheit hin untersucht werden, bevor sie ins Ausland gehen. Denn die hohe Zahl an Traumatisierten hat wohl auch diesen Grund: Zu viele sind schon mit Problemen hingefahren. Ein Versuchsprogramm soll Ende des Jahres starten.
Ihre körperliche Fitness wurde schon immer untersucht, und Fragen hat der Truppenarzt natürlich auch gestellt. Das reicht aber nicht mehr. Künftig will die Bundeswehr ihre Auslandskämpfer stärker auf ihre „psychische Fitness“ testen. Ende des Jahres beginnt die Truppe mit einem Versuchsprogramm. Sie will für die Belastungstests mehr Psychologen einschalten, sowohl die Vorbeugung als auch die Nachsorge verstärken.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) zieht damit die Konsequenzen aus einer so genannten Dunkelzifferstudie der Universität Dresden. Demnach waren zwei von drei Soldaten, die krank und traumatisiert aus einem Einsatz zurückkehrten, vorbelastet. Ihre psychischen Störungen waren bloß vor der Entsendung in den Auslandseinsatz unerkannt geblieben. Die Erkenntnis wurde oft gegen die Betroffenen verwandt. Weil sie vorher krank waren, wurden posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) mitunter nicht anerkannt; Gutachten zogen sich hin.
Der Anstoß kam vom Wehrbeauftragten
Schon der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) hatte an dieser Logik Anstoß genommen. Wer in den Einsatz gehe, müsse als gesund gelten. Sonst wäre die Entsendung unvertretbar, so Königshaus. Schon vor einem Jahr verlangte er mehr Psychologen und Psychiater. Diese Forderung greift das Ministerium nun auf.
Hinzu kommt, dass auch im Jahr 2012 die Zahl der Neuerkrankungen (194) und der Altfälle an PTBS (1143) hoch war. Mit den Psychotests hofft man, den Trend zu brechen. Nötig sind die Tests aber auch, weil die Belastungen weiter steigen.
Im Regelfall sollte ein Soldat vier Monate in Afghanistan sein und danach 24 Monate in der Heimat bleiben. Aber das ist längst nur eine Idealgröße. Die „Stehzeit“ wird länger, die Einsätze intensiver. Je länger sich eine Mission hinzieht, desto größer ist das PTBS-Risiko, desto hilfreicher sind Prävention und Nachsorge.
Die Vorstellung im Bundestag musste verschoben werden
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Künftig sollen die Soldaten intensiver begutachtet und betreut werden. Das ist Teil eines Rahmenkonzepts mit dem Titel „Erhalt und Steigerung der psychischen Fitness von Soldatinnen und Soldaten“. Ursprünglich sollte der Beauftragte für Einsatztraumatisierte das Konzept in dieser Woche im Bundestag erläutern. Nur wegen der Diskussion um das Drohnen-Fiasko „Euro Hawk“ wurde das Konzept verschoben – nicht aufgehoben.