Düsseldorf. . Erstmals seit fünf Jahren habe 2012 die Zahl der Einbürgerungen wieder über 30 000 gelegen, sagt NRW-Integrationsminister Guntram Schneider. Den größten Anteil machten dabei mit einer Steigerung von rund 18 Prozent fast 12 000 Türken aus, die nun Deutsche sind.
Immer mehr junge Einwanderer in Nordrhein-Westfalen wollen den deutschen Pass. Im Vorjahr ließen sich 30 000 Migranten einbürgern – davon 12 000 Türkeistämmige. Während nur 20 Prozent der ersten Einwanderer-Generation aus der Türkei heute Deutsche sind, liegt der Anteil in der zweiten Generation bei 50 Prozent, bei 18 bis 25-Jährigen bei 75 Prozent.
NRW-Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) forderte die doppelte Staatsbürgerschaft – wie bei EU-Bürgern – auch für Türken. Derzeit leben in NRW rund eine Million Menschen mit türkischen Wurzeln. Knapp 450 000 Türkeistämmige sind inzwischen eingebürgert.
Migranten wünschen Aufenthaltssicherheit
Bei der Vorstellung einer neuen Studie zum Einbürgerungsverhalten türkeistämmiger Migranten in NRW betonte der Leiter des Zentrums für Türkeistudien, Haci-Halil Uslucan, dass die Hauptursache für die 18-prozentige Zunahme der Einbürgerungen 2012 in der Aufenthaltssicherheit liege. Außerdem wollten Migranten weniger Ärger mit Behörden und erleichterte Reise- und Bewegungsmöglichkeiten in Europa. Laut Uslucan gibt es eine starke Tendenz der türkischen Migranten, den Lebensmittelpunkt dauerhaft in Deutschland zu sehen.
Bisher haben allerdings 60 Prozent der türkeistämmigen Migranten keinen Einbürgerungsantrag gestellt. Meist lehnen die Migranten die Aufgabe der bisherigen türkischen Staatsangehörigkeit ab. Ein Großteil der Migranten fürchtet zudem, aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse die Voraussetzung zur Einbürgerung nicht zu erfüllen.
Kein Deutschkurs „light“
Minister Schneider lehnte es aber ab, das Niveau der Deutschkurse „abflachen“ zu lassen. Künftig sollten auch Flüchtlinge und Geduldete Deutschkurse besuchen dürfen, forderte Schneider. Dazu müsse der Bund aber dem dringenden Appell der Integrationsminister folgen.
Am 17. Juni will der Düsseldorfer Landtag im Rahmen einer Einbürgerungsoffensive rund 300 Neubürger feiern. Uslucan sieht ein hohes Potenzial an Einbürgerungswilligen gerade in der Generation der 40- bis 60-Jährigen. CDU-Expertin Serap Güler begrüßte den Anstieg der Einbürgerungszahlen. Auf Landesebene müsse Integrationsminister Schneider aber noch weitere Anreize für Einbürgerungen schaffen, sagte Güler.