Essen. . „Lasst uns für die Opfer von Boston laufen“, posten die Teilnehmer des Marathon-Laufs in Hamburg, der am Sonntag startet. Fast trotzig reagiert die Szene auf den Anschlag in Boston, will sich ihr Sportfest nicht nehmen lassen. Auch die Veranstaltungen in NRW sollen wie geplant über die Bühne gehen. Die Sicherheitsbehörden in NRW seien sensibilisiert. „Wir nehmen die Gefährdungslage ernst“, sagte NRW Innenminister Ralf Jäger.
Schockiert, aber auch mit einer Spur Trotz reagiert die deutsche Marathon-Szene auf den Anschlag von Boston. „Let’s run Sunday for the Boston victims! – Lasst uns Sonntag für die Opfer von Boston laufen!“, posten sie etwa auf der Internet-Seite des Hamburg-Marathons. Der Lauf in der Hanse-Stadt ist der erste in Deutschland nach dem Anschlag und mit 700.000 Zuschauern einer der größten im Land.
„Ich saß fassungslos vor dem Fernseher und fragte mich, ob uns das auch passieren kann“, erzählt Frank Thaleiser, der Organisator des Laufs. Noch in der Nacht telefoniert er mit Innensenator Neumann, um eine Einschätzung der Gefährdungslage zu erhalten. Doch an Hamburgs Marathon wird nicht gerüttelt. Er findet statt, so wie der in Düsseldorf (28. April), wie der Vivawest-Marathon im mittleren Ruhrgebiet (12. Mai), der Rhein-Ruhr-Marathon in Duisburg (9. Juni).
Keine Hinweise in NRW
Denn auch NRW-Innenminister Ralf Jäger erkennt „keine Hinweise auf konkret bestehende Anschläge“. Die Sicherheitsbehörden in NRW seien nach dem Anschlag von Boston sensibilisiert. „Wir nehmen die Gefährdungslage ernst“, so Jäger. Doch längst stehen die Konzepte für die einzelnen Veranstaltungen. Seit der Loveparade, bestätigt Jörg Bunert, Veranstalter des Rhein-Ruhr-Marathons, müsse er „ganze Bücher“ zum Thema Sicherheit vorlegen.
„Wir haben ein Sicherheitskonzept, das sich am Leitfaden des Innenministeriums für Großveranstaltungen orientiert, sind auf 100.000 bis 200.000 Zuschauer eingerichtet“, sagt auch Philipp Weber, Sprecher des Vivawest-Marathons durch Gelsenkirchen, Essen, Bottrop und Gladbeck. Bis zum Lauf gebe es weitere Gespräche mit den Städten, dort gehe es auch um die Sicherheitsfrage.
Vollständige Kontrolle nicht möglich
Auch Weber war am Montagabend für einen kurzen Moment in Sorge um eine Bekannte, die in Boston gestartet war. Die Marathon-Szene ist schließlich klein, man kennt sich. Doch die Läuferin war mit 4:10 Stunden ins Ziel gelaufen, lange vor dem Anschlag, blieb unverletzt. Auch eine Dortmunderin steht mit einem Ergebnis von 3:43 Stunden in der Ergebnisliste unter 224 gestarteten Deutschen.
Wer immer hinter dem Sprengstoff-Anschlag von Boston steht, die Marathonis lassen sich nicht einschüchtern. Sie laufen. Trotz Boston, für Boston. In Hamburg werden über 3000 Helfer an der Strecke stehen, dazu Polizei und Feuerwehr. Organisator Thaleiser: „Alle sind nun besonders aufmerksam. Aber wir können keine 42 Kilometer kontrollieren, nicht jeden Sportler, nicht jeden Zuschauer!“