Beim Marathonlauf in Boston ist es zu zwei schweren Explosionen gekommen. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, die Hinweise auf einen Anschlag verdichten sich.
Die Sonne scheint, es ist ein besonderer Tag, der "patriots day" in Boston. Der älteste Marathon der Welt läuft zu diesem Zeitpunkt seit gut vier Stunden. Jetzt gehen die meisten Läufer durchs Ziel. Das ist bei jedem dieser Langstreckenläufe so, die Champions sind längst durch, nun kommt die Masse. Eine halbe Million Menschen stehen entlang der Strecke. Sie wollen feiern. Dann gehen zwei Bomben hoch. Weitere werden gefunden. Die Polizei, das FBI, schließen Terror nicht mehr aus. Die Bilder von 9/11 ziehen herauf.
New York reagiert, die Polizei fährt hoch. Obama ist eingeschaltet. London verschärft die Sicherheit für nächsten Sonntag. Was in USA passiert, kann auch dem engsten Verbündeten der Vereinigten Staaten in Europa widerfahren. Der Terror ist global, die Sicherheit ist es längst auch. Es gibt keine sicheren Zonen mehr, das hat die Welt inzwischen gelernt.
Freie Gesellschaften sind immer angreifbar
Es ist jetzt, da diese Zeilen entstehen, kurz vor Mitternacht deutscher Zeit. Viele Fragen sind noch ohne Antwort. Kein Bekennerschreiben, niemand hat sich bis dato gemeldet, um vielleicht, wie das sonst üblich ist, zu triumphieren über die mächtigste Militärmacht der Welt.
Es war ein kalter terroristischer Akt, gewiss, aber nichts ist zu diesem Zeitpunkt klar über den oder die Urheber der Tat. Einstweilen steht die alte Erkenntnis: Freie Gesellschaften sind angreifbar. Unser Lebensstil ist nicht zu schützen, jedenfalls nicht bis in den letzten Winkel. Am Montagabend war das amerikanische Lebensgefühl - "anything goes" - auf bedrückende und leider doppeldeutige Weise real. Wenn du so offen bist, kann dir alles passieren. Das geht nicht nur Amerika so.