Essen. Die Bombenexplosionen in Boston werfen die Frage auf, wie es um die Sicherheit bei Marathonläufen bestellt ist. Veranstalter aus NRW denken nicht über Absagen nach, die Schutzmaßnahmen seien umfassend. Sie sagen aber auch: Absolute Sicherheit kann es nicht geben.

Nach den Anschlägen von Boston sind die Marathon-Veranstalter verunsichert. Die Organisatoren wollen ihre Sicherheitskonzepte überarbeiten. Absagen wird es vorerst nicht geben - doch Experten gehen davon aus, dass etwaige Attentate nicht verhindert werden könnten.

Nur wenige Tage nach Boston wird der Hamburg-Marathon am Samstag, einer der größten in Deutschland, unter besonderer Beobachtung stehen. Die Veranstaltung werde "in jedem Fall" stattfinden, erklärten die Verantwortlichen. Sie stünden in engem Kontakt zur Hamburger Innenbehörde, die prüfe, ob zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind.

"Wenn es einer drauf anlegt, wird es auch gelingen"

Auch der Köln-Marathon soll wie geplant am 13. Oktober stattfinden. "Wir sind in enger Abstimmung mit der Polizei. Ohnehin haben wir einen Krisenstab, um auf solche Szenarien reagieren zu können", sagte Jan Broniecki vom Organisationsteam im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe. Der Kölner Marathon hat Erfahrungen mit Terrorwarnungen: Im Jahr 2005 fand er ausgerechnet am 11. September statt, dem Jahrestag der Al-Quaida-Anschläge. Bei aller Vorsicht könne eine Attacke nie ausgeschlossen werden, da Zuschauer keine Einlasskarten benötigten. "Wir können nicht jeden Besucher mit Sprengstoffspürhunden abklappern. Wenn es einer drauf anlegt, wird es wahrscheinlich auch gelingen", so Broniecki.

Die Anschläge haben alle Laufveranstalter aufgeschreckt. Der auch als Ruhr-Marathon bekannte Vivawest-Marathon soll planungsgemäß am 12. Mai über die Bühne gehen. Man fühle sich auch nach den Bostoner Ereignissen gerüstet, so Sarah Thielen von der mit dem Marathon betrauten Kölner Vermarktungsagentur MMP. Bereits seit Beginn der Planungen tauschten sie und ihre Kollegen sich mit Polizei und Sicherheitsdiensten über "alle sicherheitsrelevanten Aspekte" aus.

Schon nach der Loveparade-Katastrophe von Duisburg im Jahr 2010 war über strengere Schutzmaßnahmen diskutiert worden. Nun erwarten viele eine weitere Sensibilisierung. "Man muss Drohungen noch ernster nehmen als bislang", sagte Uwe Busch vom Duisburger Stadtsportbund mit Blick auf den Rhein-Ruhr-Marathon am 9. Juni. Auswirkungen auf den Lauf erwartet Busch jedoch nicht. "Wir haben ja keine Fernsehpräsenz. Der Boston-Marathon ist von der Dimension her in Deutschland nur mit Berlin vergleichbar."