Nikosia. Der neue Finanzminister des Krisenstaates Zypern, Charis Georgiades, ist am Mittwoch im Präsidialpalais in der Hauptstadt Nikosia in sein Amt eingeführt worden. Unterdessen haben sich Zypern und internationale Währungsfonds (IWF) über eine Finanzspritze von einer Milliarde Euro geeinigt.

In Zypern hat der neue Finanzminister Charis Georgiades am Mittwoch sein Amt angetreten. Bei der Vereidigung des 40-Jährigen sagte Staatschef Nikos Anastasiades, es stünden "schwierige Tage" bevor. Nötig seien nun Haushaltsdisziplin und die konsequente Umsetzung aller Maßnahmen, die den wirtschaftlichen Neustart Zyperns so schnell wie möglich in Gang bringen könnten. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass Sie Ihre Aufgabe nicht nur vollständig, sondern in der bestmöglichen Weise erfüllen werden, die ihres Vorgängers würdig ist", sagte Anastasiades.

Der bisherige Finanzminister Michalis Sarris war am Dienstag nach nur kurzer Zeit im Amt zurückgetreten. Als einen der Gründe führte er an, dass er vor seinem Amtsantritt Chef der Pleitebank Laiki war, die nun im Zuge der Umstrukturierung des zyprischen Bankensektors abgewickelt wird. Die fatale Lage der zweitgrößten Bank des Landes gilt als eine der Ursachen für Zyperns nur knapp abgewendeten Staatsbankrott.

Rettungsplan für Zypern insgesamt bis zu zehn Milliarden Euro stark

Der Internationale Währungsfonds (IWF) will sich mit einer Milliarde Euro an dem Hilfsprogramm für Zypern beteiligen. Sie erwarte den formellen Beschluss durch das IWF-Direktorium Anfang Mai, teilte IWF-Chefin Christine Lagarde in einer Erklärung mit. Der Rettungsplan für Zypern sieht insgesamt Hilfskredite in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro von IWF und Eurozone an das hoch verschuldete Land vor.

Der überschuldete Inselstaat im Mittelmeer hatte sich mit der Gläubiger-Troika in der Nacht zum 25. März auf den Hilfsplan geeinigt. Im Gegenzug dazu sind drastische Maßnahmen fällig, etwa die geordnete Insolvenz der Laiki-Bank, des zweitgrößten Geldhauses des Landes. Die zyprische Seite akzeptierte außerdem eine Zwangsabgabe auf Bankguthaben von mehr als 100.000 Euro, Stellenstreichungen, Privatisierungen und eine Erhöhung der Unternehmensteuer von 10 auf 12,5 Prozent.

Georgiades hat Völkerrecht und Europäisches Recht studiert

Mit Charis Georgiades übernimmt ein junger Politiker die schwierige Aufgabe, Zyperns Finanzen zu sanieren. Der 1972 in Nikosia geborene Vertraute von Staatspräsident Nikos Anastasiades hat Wirtschaftswissenschaften, Völkerrecht und Europäisches Recht an der britischen Universität Reading studiert.

Zyperns Banken geöffnet

Im pleitebedrohten Zypern sind am Donnerstag die Banken wieder ...
Im pleitebedrohten Zypern sind am Donnerstag die Banken wieder ... © dpa
... geöffnet worden. Nach fast zwei Wochen konnten die Zyprer erstmals wieder Bankgeschäfte...
... geöffnet worden. Nach fast zwei Wochen konnten die Zyprer erstmals wieder Bankgeschäfte... © AFP
...  in den Filialen erledigen. Vor den Zweigstellen in der Hauptstadt Nikosia warteten Menschen ungeduldig auf Einlass. Dank der ...
... in den Filialen erledigen. Vor den Zweigstellen in der Hauptstadt Nikosia warteten Menschen ungeduldig auf Einlass. Dank der ... © dpa
... Warnungen, die seit Stunden im Radio und im Fernsehen ausgestrahlt werden, blieb ein Massenansturm auf die Banken aber zunächst aus. Seit Mitte März...
... Warnungen, die seit Stunden im Radio und im Fernsehen ausgestrahlt werden, blieb ein Massenansturm auf die Banken aber zunächst aus. Seit Mitte März... © dpa
...  war die Bargeldversorgung nur noch an Geldautomaten möglich. Andere Bankgeschäfte ruhten.
... war die Bargeldversorgung nur noch an Geldautomaten möglich. Andere Bankgeschäfte ruhten. © REUTERS
Polizeistreifen zeigen seit den frühen Morgenstunden in der Innenstadt Präsenz und fahren von Bank zu Bank. Zusätzlich waren vor den Türen der Banken private Sicherheitsdienste im Einsatz. Im Fernsehen wurde berichtet, die Bankkunden ...
Polizeistreifen zeigen seit den frühen Morgenstunden in der Innenstadt Präsenz und fahren von Bank zu Bank. Zusätzlich waren vor den Türen der Banken private Sicherheitsdienste im Einsatz. Im Fernsehen wurde berichtet, die Bankkunden ... © REUTERS
... sollten in Gruppen von zehn Personen eingelassen werden, um Tumulte zu verhindern. Harte Regeln der Notenbank ...
... sollten in Gruppen von zehn Personen eingelassen werden, um Tumulte zu verhindern. Harte Regeln der Notenbank ... © AFP
... sollen verhindern, dass die Banken sofort nach Öffnung ausbluten. So dürfen pro Person und Konto maximal 300 Euro pro Tag abgehoben werden.
... sollen verhindern, dass die Banken sofort nach Öffnung ausbluten. So dürfen pro Person und Konto maximal 300 Euro pro Tag abgehoben werden. © dpa
In allen Radio- und Fernsehsendern riefen Sprecher von Behörden und Institutionen zur Ruhe auf.
In allen Radio- und Fernsehsendern riefen Sprecher von Behörden und Institutionen zur Ruhe auf. "Ruhe bewahren. Nicht in die Banken strömen. Was man ... © AFP
... heute nicht erledigen muss, kann man auch morgen machen
... heute nicht erledigen muss, kann man auch morgen machen", sagte Aliki Stylianou, die Sprecherin der Zentralbank Zyperns. © dpa
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Seine politische Karriere begann er in der Jugendorganisation der konservativen Partei DISY von Präsident Anastasiades, dessen Büro er später leitete. Von 2009 bis 2013 war Georgiades Pressesprecher seiner Partei. Seit 2011 ist er Abgeordneter im zyprischen Parlament. Nach der Wahl von Anastasiades zum Staatspräsidenten Ende Februar übernahm Georgiades das Arbeits- und Sozialressort. (afp/dpa)