Rom. Papst Franziskus hat am Sonntag erstmals die Ostermesse auf dem Petersplatz in Rom zelebriert. Rund 200.000 Menschen versammelten sich am Ostersonntag, um mit dem neuen Oberhaupt der katholischen Kirche die Auferstehung von Jesus Christus zu feiern.

Der neue Papst Franziskus feiert auf dem Petersplatz vor rund 200.000 Gläubigen aus aller Welt seine erste Ostermesse. Eine jubelnde Menge hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag bei kühlem, aber trockenem Osterwetter auf dem Weg zum Altar begrüßt.

Zehntausende Blumen schmückten festlich den Platz vor dem Petersdom für die Messe, bei der Franziskus nicht predigte. Der Papst erschien in schlichten weißen Gewändern zu der Zeremonie und zelebrierte die Liturgie, die mit einem Auferstehungsritus begann.

Franziskus hat in seiner Osterbotschaft Frieden für die ganze Welt und einen neuen Geist der Versöhnung verlangt. Vor Hunderttausenden Gläubigen geißelte Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz nachdrücklich die Kriege und Konflikte in Syrien, Mali und auf der koreanischen Halbinsel.

Der Friede in der Welt werde von einem Egoismus bedroht, der den Menschenhandel fortsetze, Gewalt in Drogenkriegen bedeute und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. "Friede für diese unsere Erde", rief Franziskus den Menschen zu. Er bitte Jesus, Krieg in Frieden und Rache in Vergebung umzuwandeln.

Auch interessant

Franziskus forderte in seiner Botschaft vom Balkon des Petersdomes aus vor allem Frieden zwischen Israelis und Palästinensern und "für das geschätzte Land Syrien, für seine von den Auseinandersetzungen geschlagene Bevölkerung und für die vielen Flüchtlinge." Wie viel Blut sei vergossen worden und wie viele Leiden müssten noch auferlegt werden, bevor dort eine politische Lösung der Krise gefunden werde, fragte Franziskus. Er erwähnte auch weitere afrikanischen Schauplätze blutiger Konflikte wie Nigeria, Kongo und Zentralafrika. Für Asien wünschte er einen neuen koreanischen Geist der Versöhnung.

Der Gottesdienst am Ostersonntagsowie die anschließende Osterbotschaft und der päpstliche Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) gilt als der Höhepunkt der Osterfeiern, mit denen die Christen weltweit die Auferstehung Jesu begehen. Bei der feierlichen Osternacht im Petersdom hatte Franziskus die Gläubigen am Vorabend dazu aufgerufen, keine Angst vor dem Neuen, vor den "Überraschungen Gottes" zu haben.

Kirchen werben für mehr Menschenliebe

Führende Kirchenvertreter aus Nordrhein-Westfalen haben zu Ostern für mehr Menschenliebe geworben. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner verurteilte Gentests an Embryonen. Der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, mahnte, entschieden auch für geborenes Leben einzutreten. Der katholische Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck erinnerte an Umbrüche im Leben. In der Osternacht spannte er dabei den Bogen von den krisengeschüttelten Unternehmen ThyssenKrupp und Opel über die Finanzkrise in Zypern bis hin zum neuen Papst Franziskus.

Auch interessant

In der Osternacht im Kölner Dom sagte Meisner nach seinem vorab verbreiteten Manuskript: "Es ist erstaunlich, wie man mit nicht verhandelbaren Grundprinzipien der menschlichen Würde verfährt." Mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) schwinge sich der Mensch zum Herrn über Leben und Tod auf. "Das kann nur - und die Geschichte beweist das - zulasten des Menschen und seiner Berufung gehen", meinte Meisner.

Nach jahrelangen Debatten hatte die umstrittene PID Anfang Februar im Bundeskabinett die letzte Hürde genommen. Von 2014 an dürfen Paare Embryonen nach einer künstlichen Befruchtung auf Gen-Defekte testen lassen, wenn ihre Anlagen eine Tot- oder Fehlgeburt oder schwere Krankheit des Kindes wahrscheinlich machen.

Auch für "geborenes Leben" eintreten

In der vorab verbreiteten Ostersonntagspredigt von Präses Rekowski hieß es: "So richtig es ist, dass Christenmenschen für ungeborenes Leben eintreten, so notwendig und wichtig ist es aber auch, dass wir genauso entschieden für jedes geborene Leben (und die gefährdete Schöpfung) eintreten." Neben Kindern und Jugendlichen nannte er dabei etwa Migranten oder Pflegebedürftige.

Auch der katholische Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, betonte: "Würde, Wert, Zuwendung: Dieser Dreiklang hat hohe Bedeutung für das Leben der Menschen." Würde gründe nicht "auf Funktionen, Leistungen, Verdiensten oder Eigenschaften". Sie sei auch nicht beeinträchtigt durch Krankheit oder Behinderung. "Die Lehre vom lebensunwerten Leben steht daher in krassem Widerspruch zum christlichen Menschenbild."

Overbeck kritisiert Fehler in Wirtschaft un Politik

Felix Genn, Bischof von Münster, sagte laut Mitteilung, vieles in der Gesellschaft stehe im Widerspruch zur christlichen Osterbotschaft der Auferstehung. Als Beispiele erinnerte er an die Abtreibung, aber auch daran, dass Lohnarbeiter aus anderen Ländern "ausgenutzt und ausgebeutet" würden.

Mit Blick auf Ostern als "Fest des Übergangs" sprach Bischof Overbeck aus Essen "die Übergänge in den großen Unternehmen unserer Region" an - "mit ihren Zumutungen, mit ihren Ungerechtigkeiten". Bereits beim Karfreitags-Kreuzweg auf der Halde Haniel in Bottrop hatte Overbeck Fehler in Politik und Wirtschaft angekreidet.

Auch interessant

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker erinnerte jedoch daran, dass Ostern "Urvertrauen wider die Angst" schaffe. "Wer die Osterbotschaft glaubt und wer mit Jesus Christus über die Schwelle des Karfreitags geht, der hat neuen und festen Boden unter den Füßen."(dpa/dapd/afp)