Rom. . Vor dem Osterfest setzte Franziskus Zeichen der Demut und Bescheidenheit und rief seine Kirche dazu auf, aus sich herauszugehen. Seine Rede vor dem Konklave wurde veröffentlicht.
Erst vor gut zwei Wochen gewählt, dürfte Franziskus spätestens an diesem Wochenende so richtig in seinem neuen Amt als Papst ankommen. Die Kar- und -Ostertage sind die wichtigsten Feste der Christenheit und halten auch für einen ihrer höchsten Vertreter einen engen Zeitplan an Gottesdiensten und anderen Ritualen bereit – dabei blieb Jorge Maria Bergoglio seinem von Bescheidenheit und Demut geprägten Stil treu.
So ließ er die traditionelle Fußwaschung am Gründonnerstag aus der ehrwürdigen Lateran-Basilika in ein römisches Jugendgefängnis verlegen – und wusch anders als seine Vorgänger nicht Priestern, sondern jungen Strafgefangenen die Füße. Die Fußwaschung erinnert an den biblischen Bericht über Jesus, der vor dem letzten Abendmahl seinen Freunden die Füße gewaschen hat.
Dass der Papst in diesem Jahr als Stellvertreter der 12 Jünger neben zehn Männern auch vor zwei Frauen – darunter eine Muslimin – niederkniete, ihnen die Füße wusch und küsste, war ein weiterer Bruch mit der Tradition der katholischen Kirche. „Wer auch immer oben steht, muss denen unten dienen“, sagte der Papst bei der Feier im Gefängnis. Die mag im Vatikan Aufsehen erregen – als Bischof von Buenos Aires war Jorge Maria Bergoglio an den vergangenen Gründonnerstagen gewissermaßen Stammgast in Gefängnissen, Altenheimen oder Kliniken.
„Egozentrische Kirche“
Priester sollten „an die äußeren Ränder“ der Gesellschaft gehen und das Evangelium denen verkünden, „die überhaupt nichts haben“, hatte Franziskus zuvor vor 1600 Priestern und Ordensleuten bei der so genannten Chrisammesse im Vatikan gesagt. Viele Priester seien angesichts der Verweltlichung der Gesellschaft „verbittert“ und verkämen zu „Antiquitätenhändlern“, sagte Franziskus. Doch „wer nicht aus sich herausgeht, wird, statt Mittler zu sein, allmählich ein Zwischenhändler, ein Verwalter“.
Papst in sein Amt eingeführt
Zu diesen ersten öffentlichen Äußerungen des Papstes über seine Vorstellungen von der künftigen Ausrichtung der Kirche und ihres Personals passt das, was aus seiner kurzen Rede im Konklave bekannt geworden ist. „Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach draußen treten“, hatte Kardinal Bergoglio vor den versammelten Kardinälen gesagt und dies als „krank“ gegeißelt. Die Selbstbezogenheit der Kirche sei die Wurzel der Übel in den kirchlichen Institutionen. Der kubanische Kardinal Jaime Ortega hat Bergoglios Worte aus der eigentlich geheimen Wahlversammlung mit dessen Genehmigung veröffentlicht. Nun kann kein Kardinal mehr sagen, er habe nicht gewusst, wen er da zum Papst gewählt hat.
Ganz traditionell feierte Franziskus den Karfreitag: Beim abendlichen Kreuzweg im Colosseum nahm er insbesondere die Situation der Christen im Nahen Osten in den Blick.