Rom/Heidelberg. Papst Franziskus hat seine Amtseinführung genutzt, um die Menschen aufzufordern, der Bewahrung von Gottes Schöpfung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Vor zehntausenden Gläubigen sagte Franziskus, die Menschen dürften nicht zulassen, “dass Zeichen der Zerstörung den Weg unserer Welt begleiten“.

Jubel und Applaus für den neuen Papst Franziskus: In einer feierlichen Zeremonie ist der 76-jährige Nachfolger des zurückgetretenen Benedikt XVI. am Dienstag ins Amt eingeführt worden. Hunderttausende Gläubige und Schaulustige sowie Staatsgäste aus aller Welt hatten sich dazu bei schönem Wetter und kühlen Temperaturen seit dem frühen Morgen auf dem Petersplatz versammelt. Bewegten Beifall der Menge erhielt Franziskus während seiner Messe, bei der er die Gläubigen und die anwesenden Vertreter von Politik und Kirchen zur Bewahrung der Schöpfung, zur Achtung aller Geschöpfe Gottes und der Umwelt aufrief.

"Lassen wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt begleiten", mahnte Franziskus. Die Schöpfung beschützen heiße auch, auf sich selbst achtzugeben. Zwar gebe es in jeder Epoche Menschen, die wie Herodes "Pläne des Todes schmieden, das Gesicht des Menschen zerstören und entstellen". Doch seien es Hass, Neid und Hochmut, die das Leben verunreinigten.

Papst Franziskus mahnt Sorge um die Ärmsten an

Die Kirche, die Schöpfung, die Menschen und dabei besonders die Ärmsten zu hüten: "Das ist ein Dienst, den zu erfüllen der Bischof von Rom berufen ist", sagte er zu seinem neuen Amt. Die Macht des Papstes sei hauptsächlich ein Dienst, nämlich die Aufgabe, den Liebesdienst weiterzuführen, der in Christus am Kreuz "seinen leuchtenden Höhepunkt" gefunden habe. "Hüten wir mit Liebe, was Gott uns geschenkt hat!”, forderte er alle Menschen auf, Christen und Nichtchristen gleichermaßen.

In einem feierlichen Ritus waren dem neuen Oberhaupt der katholischen Kirche zuvor die Insignien der päpstlichen Macht verliehen worden: der Fischerring und das Pallium. Die traditionelle Papstkrone, die Tiara, wurde zuletzt 1963 von Paul VI. benutzt. Der vergoldete Silberring wurde Franziskus von dem Kardinalsdekan Angelo Sodano überreicht. Als Pallium wählte Franziskus wie schon sein Vorgänger, der ende Februar zurückgetretene deutsche Papst Benedikt XVI., eine mit fünf roten Kreuzen als Symbol der Wundmale Christi bestickte Stola.

Strenge Sicherheitsmaßnahmen

Für Rom bedeutete die "Krönungsmesse" der Ausnahmezustand: Die Sicherheitsmaßnahmen waren gewaltig. Schon am Montag war das Gebiet um den Petersplatz von parkenden Autos geräumt und weitläufig abgesperrt worden. Scharfschützen waren wie bereits beim Angelus-Gebet am Sonntag auf den Hausdächern postiert. Kreisende Helikopter sicherten den Luftraum über dem Vatikan. Über 1.700 Sicherheitskräfte waren nach Angaben der Stadtverwaltung im Einsatz.

Insgesamt hatte die Stadt Rom zu der Amtseinführung mit einer Million Gläubigen gerechnet. Staatsgäste aus aller Welt waren nach Rom gereist. Aus Deutschland kam Bundeskanzlerin Angela Merkel, aus den USA Vizepräsident Joe Biden. Außerdem erschienen zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus Süd- und Mittelamerika, darunter die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und der chilenische Präsident Sebastián Piñera. Erstmals nahm auch der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., an der sogenannten Krönungsmesse teil.

Franziskus nimmt Bad in der Menge

Tausende Menschen waren bereits in den frühen Morgenstunden auf den Platz vor dem gewaltigen Petersdom geströmt, um beim Amtsantritt des ersten Papstes aus Lateinamerika dabei zu sein. Franziskus begrüßte die wartenden Menschen noch vor Beginn der feierlichen Zeremonie. Er drehte mit dem Papamobil mehrere Runden auf dem überfüllten Platz, stieg aber auch ab, schüttelte Pilgern die Hände und spendete ihnen den Segen. Danach betete er - wie schon sein Vorgänger Benedikt XVI. - in der Krypta unter dem Dom am Grab des Heiligen Petrus. Der Apostel gilt in der katholischen Kirche als der erste Papst.

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist der 266. Pontifex und erste Nichteuropäer seit fast 1.300 Jahren auf dem Stuhl Petri sowie der erste Lateinamerikaner und erste Jesuit. Der 76-Jährige war am Mittwoch zum Nachfolger von Joseph Ratzinger gewählt worden, der sich als erster Papst der Neuzeit aus Altersgründen zurückgezogen hat. Am Samstag will der neue den alten Papst in Castel Gandolfo besuchen - ein in der modernen Kirchengeschichte bislang einmaliges Treffen. (dapd)