Düsseldorf. . Vor einem Vierteljahrhundert wechselte das nordrhein-westfälische Parlament ins neue Landtag-Gebäude am Düsseldorfer Rheinufer. Seitdem sorgten die Linkspartei sowie Piratenfraktion und Überhangmandate für Platzprobleme. Die 237 Abgeordneten müssen enger zusammenrücken.

Von den 237 Abgeordneten, die heute im Düsseldorfer Landtag arbeiten, hat niemand den Umzug persönlich erlebt. Henning Höne (FDP), der jüngste unter ihnen, war damals gerade ein Jahr alt, als im Juni 1988 das Parlament zum letzten Mal im Ständehaus tagte. Im Sommer wechselten Fraktionen und Verwaltung dann in das Gebäude am Rhein. 25 Jahre danach feiert der „neue“ Landtag sein Jubiläum ausgiebig: mit einem Festakt, Ausstellungen und einem Wochenende der Offenen Tür für die Bürger.

Seit 1949 hatte das Ständehaus, wo heute nach einem aufwendigen Umbau die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen untergebracht ist, dem Landtag als Sitz gedient. Bereits Ende der 60er-Jahre wurde über eine Erweiterung diskutiert, weil es den Anforderungen eines modernen Parlamentsbetriebs immer weniger genügte. Schließlich entschied man sich für einen Komplettneubau. Er dauerte sieben Jahre und kostete 280 Millionen Euro.

Der Umzug in das Rund am Rhein war eine „gigantische logistische Herausforderung“, sagt Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD). Zuerst bezogen die Bibliothek mit 50 000 Büchern und das Archiv mit 1800 Regalmetern Dokumenten die neuen Räume. Über 10 000 Quadratmeter Glas, die verbaut wurden, sollten Transparenz in der Politik symbolisieren. „Wer nach einem architektonischen Bild sucht, in dem die Demokratie ihr Wesen zu erkennen gibt, findet eines in Gestalt dieses Bauwerks“, merkte „Die Zeit“ damals lobend an.

4,5 Millionen Euro für Plenarsaal

Der Festakt zur Eröffnung am 2. Oktober 1988 fand genau 42 Jahre nach der Konstituierung des ersten – von der britischen Militärregierung ernannten – Landtags im Düsseldorfer Opernhaus statt. Bei der ersten Sitzung sagte Präsident Karl-Josef Denzer, er hoffe, „dass wir etwas von dem Geist, der die Arbeit im alten Landtag bestimmt hat, mitgenommen haben“. Seither haben insgesamt 768 Abgeordnete ihre Büros im neuen Parlament.

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Längst musste das Gebäude mit seiner Fassade aus Glas, Sandstein und Kupfer erweitert werden. Erst vor drei Jahren ging ein zwölf Millionen Euro teurer Anbau mit 80 Zusatz-Büros in Betrieb, um Mitarbeiter von extern angemieteten Standorten zurückzuholen. Doch wieder platzt der Landtag heute aus allen Nähten. Als fünfte politische Kraft zog zunächst die Linke, in diesem Jahr die Piratenfraktion samt Mitarbeitern ein. Überhang- und Ausgleichsmandate sorgen außerdem dafür, dass die Abgeordneten enger zusammenrücken müssen. Auch der Plenarsaal ist in die Jahre gekommen und wurde soeben für 4,5 Millionen Euro generalüberholt.