Peking. . Nordkorea setzt seine aggressiven Töne fort und droht mit Raketen- und Artillerieangriffen auf die USA und Südkorea. Angeblich sollen Atomraketen auf das US-Festland gerichtet sein. Die strategischen Raketeneinheiten würden in „Gefechtsbereitschaft“ versetzt. Niemand weiß, ob die Drohungen nur Säbelrasseln sind oder tatsächlich ein Militärschlag droht.

An Einfallsreichtum fehlt es Nordkoreas Propaganda-Apparat derzeit nicht. Erst vor ein paar Tagen hatte die Führung in Pjöngjang einen Film im Internet veröffentlicht, auf dem Nordkoreas Einmarsch in Südkoreas Hauptstadt Seoul zu sehen ist. In dem Video marschieren Truppen aus dem Norden ein und nehmen 150.000 US-Bürger als Geiseln. Am Ende des Films ist das seit über 60 Jahren geteilte Land wieder vereint.

Kriegspropaganda auf Hochtouren

Nun verkündet Pjöngjang, alle Artillerie-Einheiten, einschließlich der strategischen Raketen-Einheiten und der Einheiten für Langstreckenraketen, seien in die Kategorie „kampfbereit“ versetzt worden. Angriffe würden sich auch gegen US-Militäreinrichtungen auf Guam, Hawaii und in Südkorea richten. Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA spricht von „höchster Alarmbereitschaft“.

Seit der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Anfang März die Sanktionen gegen Nordkorea verschärft hat, läuft die nordkoreanische Kriegspropaganda auf Hochtouren. Niemand weiß heute mit Sicherheit zu sagen, ob das Kriegsgetöse ist, das der junge Führer Kim Jong Un dazu nutzt, um gegenüber den eigenen Reihen Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren, oder ob sich das Regime tatsächlich auf einen Krieg gegen Südkorea und die verhassten USA vorbereitet. Das Verteidigungsministerium in Südkorea registrierte am Dienstag keine „ungewöhnlichen Truppenbewegungen“.

China wird nicht erwähnt

Was bei diesen Hasstiraden auffällt: China wird nicht erwähnt. Dabei hatte die Volksrepublik Anfang März im UN-Sicherheitsrat die Verschärfung der Sanktionen mitgetragen und sie so erst ermöglicht. Dass Nordkorea den einstigen Verbündeten verschont, dürfte einen Grund haben: Ein Großteil von Nordkoreas ausländischem Vermögen steckt in der Volksrepublik.

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Nach Angaben der südkoreanischen Zeitung „Chosun Ilbo“ liegen auf geheimen Konten „Hunderte Millionen Dollar“ aus dem Nachbarland. Dorthin hatte Pjöngjang seine Bankgeschäfte verlegt, nachdem US-Geheimdienste in den vergangenen Jahren weltweit über 200 Konten des nordkoreanischen Regimes aufgespürt hatten.

Nur wenn Peking die UN-Resolution durchsetzt, „könnte dies Nordkoreas Aufrüstungsaktivitäten ernsthaft unterbrechen“, sagt der Nordkorea-Beobachter Marcus Noland vom Peterson Institut in Washington. China ist auch ansonsten die wirtschaftliche Lebensader Nordkoreas. Das Öl sowie ein Großteil der Lebensmittelunterstützung wird über die Volksrepublik eingeführt. Machten 2006 chinesische Produkte noch 43 Prozent der Importe in Nordkorea aus, waren es 2012 mehr als 95 Prozent.

China unterläuft Sanktionen

Tatsächlich erhärten sich die Vermutungen, dass China die Sanktionen unterläuft. Unmittelbar nach dem Atomtest Mitte Februar hatte Peking verkündet, es bleibe bei den Plänen für eine Freihandelszone mit Nordkorea. Das war zwar wenige Tage bevor der UN-Sicherheitsrat die Sanktionsverschärfung verhängte. China hatte mit den USA zu diesem Zeitpunkt aber die Eckpunkte schon ausgehandelt. Augenzeugen an der chinesisch-nordkoreanischen Grenze berichten, der Lkw-Verkehr laufe normal.