Rom. Von Dienstag an wählen 115 Kardinäle im Vatikan einen neuen Papst. Nach dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. wird ein neues Oberhaupt für die katholische Kirche gesucht. Die Abstimmung folgt festen Regeln und einem genauen Zeitplan. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
In 2000 Jahren Kirchengeschichte sind Papstwahlen auch unter politischer Einflussnahme, mit Bestechung oder Intrigen abgelaufen. Johannes Paul II. wollte so etwas für die Zukunft ausschließen und justierte 1996 die Regeln nach. In der Apostolischen Konstitution "Universi Dominici Gregis" sind die Vorschriften penibel geregelt. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie beginnt die Wahl?
Die wahlberechtigten Kardinäle versammeln sich vormittags zu einer Messe "Pro eligendo Papa" ("Zur Papstwahl") in der Petersbasilika im Vatikan. Im Anschluss treffen sich die Kardinäle dann in der Capella Paolina des Apostolischen Palastes. Von dort ziehen sie in Chorkleidung in feierlicher Prozession in die Sixtinische Kapelle als Wahlort. Dabei singen sie "Veni Creator Spiritus" ("Komm Schöpfer Geist"), um den Beistand des Heiligen Geistes zu erflehen.
Wie wird die Geheimhaltung des Wahlvorgangs gewährleistet?
Die Sixtinische Kapelle wird vor der Wahl auf elektronische Wanzen kontrolliert, damit "nicht auf heimtückische Weise" audiovisuelle Hilfsmittel zur Übertragung nach außen installiert wurden. Auch die Kardinäle selbst dürfen keinerlei elektronische Helfer wie Mobiltelefone oder Diktiergeräte mitnehmen, geschweige denn benutzen.
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In der Kapelle legt jeder wahlberechtigte Kardinal zu Beginn einen Eid ab, schwört Geheimhaltung und keinerlei Einmischung von außen zu unterstützen. Während des Konklaves dürfen die Kardinäle keinen Kontakt zur Außenwelt haben: Briefkorrespondenz, Telefonieren, Fernsehen, Radio und Zeitungslektüre sind verboten. Nach Ablegung des Eides gebietet der Päpstliche Zeremonienmeister "extra omnes": Alle nicht zum Konklave Gehörenden müssen die Sixtinische Kapelle verlassen.
Wer darf wählen?
Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die beim Amtsverzicht von Benedikt XVI. am 28. Februar noch nicht 80 Jahre alt waren. Am Konklave werden voraussichtlich 115 Kardinäle teilnehmen. Sie alle wurden von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ernannt.
Wer darf Papst werden?
Theoretisch jeder männliche katholische Christ. Sollte der Gewählte kein Bischof oder gar Laie sein, würde er noch im Konklave zum Bischof von Rom geweiht werden und damit Papst sein. Allerdings ist dies eher ein Gedankenspiel. Seit dem 14. Jahrhundert gehörten alle Päpste dem Kardinalskollegium an.
Wer leitet das Konklave?
Normalerweise der Kardinaldekan. Da Angelo Sodano aber schon 85 Jahre alt ist, übernimmt dies der älteste wahlberechtigte Kardinalbischof, der Italiener Giovanni Battista Re (79).
Gib es Kandidaten?
Nein. Der neue Pontifex wird ohne vorherige Wahlabsprachen oder Reden möglicher Kandidaten gewählt. Von Wahlgang zu Wahlgang sollen sich Favoriten herausschälen für die notwendige Zweidrittel-Mehrheit. Gebete und Beichtmöglichkeiten während des Konklaves prägen den religiösen Charakter, man hofft auf das Wirken des Heiligen Geistes.
Wo wohnen die Kardinäle während der Wahl?
Während des Konklaves wohnen die Kardinäle nahe dem Petersdom im Gästehaus "Domus Sanctae Marthae", das Johannes Paul II. bauen ließ.
Welches Hilfspersonal steht zur Verfügung?
Der Sekretär des Kardinalskollegiums, der Päpstliche Zeremonienmeister mit zwei Zeremoniären und zwei Ordensleuten der Päpstlichen Sakristei. Hinzu kommen ein Kleriker als Assistent des Kardinaldekans. Zudem sollen einige Ordenspriester verschiedener Sprache für die Beichte zugegen sein, ferner zwei Ärzte für eventuelle Notfälle. Zudem muss für Tisch- und Putzpersonal gesorgt sein.
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Wie läuft die Wahl ab?
Am Eröffnungstag des Konklaves ist nur ein Wahlgang vorgesehen. An den folgenden Tagen gibt es jeweils vier Wahlgänge, zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag. Nach drei Wahltagen ist eine maximal eintägige Pause vorgesehen, "für das Gebet, für ein zwangloses Gespräch unter den Wählern und für eine kurze Ansprache durch den ranghöchsten Kardinal aus der Ordnung der Diakone". Nach sieben weiteren Wahlgängen folgt erneut eine Pause. Danach werden weitere sieben Wahlgänge gemacht, Pause, und wiederum sieben Wahlgänge. Danach - also spätestens nach dem 34. Wahlgang - kommt es zur Stichwahl der beiden Namen mit den meisten Stimmen. Auch dabei ist eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Benedikt XVI. hatte das so festgelegt.
Was bedeutet schwarzer Rauch über der Sixtinischen Kapelle?
Nach je zwei ergebnislosen Wahlgängen am Vormittag und am Nachmittag werden die Stimmzettel verbrannt - durch eine Beimischung von Chemikalien, früher Pech, steigt schwarzer Rauch auf.
Das Konklave in Bildern
Was bedeutet weißer Rauch?
Steigt über der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch auf, ist dies das Zeichen der erfolgten Wahl. Die Wahlzettel werden ohne schwärzende Mittel verbrannt. Kardinal Re fragt den Gewählten, ob er die Wahl annimmt und - falls ja - welchen Papstnamen er wählt. Schließlich treten die Kardinäle hinzu, um dem neuen Papst die Huldigung zu erweisen und das Gehorsamsversprechen zu leisten. Es folgt ein Dankgebet. Dann verkündet der erste der Kardinaldiakone, zurzeit der Franzose Jean-Louis Tauran, dem wartenden Volk mit den Worten "Habemus papam" den Namen des neuen Papstes, der sofort danach den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Weltkreis) von der Loggia des Petersdoms erteilt. (dpa)