Es ist soweit. 29 Tage nach der historischen Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI. ziehen sich die Kardinäle am (morgigen) Dienstag zur Papstwahl ins Konklave zurück. 115 “papabili“, papsttaugliche Purpurträger, sind aufgerufen, aus den eigenen Reihen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche zu bestimmen.

Rom (dapd). Es ist soweit. 29 Tage nach der historischen Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI. ziehen sich die Kardinäle am (morgigen) Dienstag zur Papstwahl ins Konklave zurück. 115 "papabili", papsttaugliche Purpurträger, sind aufgerufen, aus den eigenen Reihen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche zu bestimmen.

"Urbi et orbi", in der Stadt und dem Erdkreis, wie der bekannte Segen des Papstes lautet, beginnt das Warten auf den weißen Rauch. Heiß laufen bereits die Spekulationen, wer der Nachfolger sein könnte.

Formal ist alles genau festgelegt. Ab Dienstagnachmittag leben die wahlberechtigten Kardinäle abgeschirmt von der Außenwelt zwischen ihrer Unterkunft im Vatikan und dem wohl schönsten Wahllokal der Welt, der Sixtinischen Kapelle. Unter den über 500 Jahre alten Fresken von Michelangelo, inmitten biblischer Szenen wie dem Sündenfall und dem Jüngsten Gericht, müssen die Kirchenfürsten entscheiden, ob sie für die rund 1,2 Milliarden Gläubigen der Weltkirche einen "Reformpapst" küren oder einen Konservativen, einen Europäer oder ein Kirchenoberhaupt aus Afrika oder Lateinamerika. Zwei Wahlgänge gibt es morgens, zwei am Nachmittag. Rauchzeichen in Weiß oder Schwarz oder Weiß signalisieren der Außenwelt, ob ein neuer Papst bestimmt wurde oder noch nicht.

Nach dem historischen Rücktritt von Benedikt XVI. am 28. Februar hatten viele Beobachter spekuliert, die Wahl des Papstes werde lange dauern, nicht nur aufgrund der nun notwendigen Zweidrittelmehrheit (77 von 115 Stimmen), sondern auch wegen der zahlreichen Probleme in der Weltkirche. Doch nun könnte es auch anders laufen: Sieben Tage waren die Kardinäle zuvor in Kongregationen zusammengekommen, daher könnte die eigentliche Papstwahl doch schneller gehen als zunächst befürchtet, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi noch kurz vor der Wahl.

"Wir gehen in bester Stimmung in das Konklave", sagte am Montag auch Antonio Maria Vegliò, einer der wahlberechtigten Kardinäle, der Tageszeitung "La Repubblica". Trotz der zahlreichen Probleme angefangen von den bekannten Spaltungen innerhalb der römischen Kurie bis hin zu den Berichten über die Vatileaks-Affäre seien die Gespräche vor dem Konklave fruchtbar gewesen. Kein "vergiftetes Klima", sondern fruchtbares "Kennenlernen" lasse die Kardinäle nun harmonisch ins Konklave ziehen, sagte Vegliò. Das Konklave sei eine tief religiöse Angelegenheit, präzisierte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagabend vor Journalisten: Es gehe schließlich um den Willen Gottes und nicht um die Besetzung einer Managerstelle.

Die Spekulationen um den möglichen Nachfolger erinnern aber dann doch eher an Wettbüros. Als Top-Favoriten galten bis zuletzt der Mailänder Erzbischof Kardinal Angelo Scola und der 63-jährige Erzbischof von Sao Paolo in Brasilien, Kardinal Odilo Pedro Scherer. Aber auch andere Namen fielen noch am Tag vor dem Start wie der von Kardinal Timothy Dolan (63), Erzbischof von New York. In Großbritannien sahen die Buchmacher neben Scola auch den umstrittenen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone (78) und den Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (64) aus Ghana vorn.

In Rom stützte die Presse ihre Vermutungen auf Informationen von anonymen "Monsignori". Doch selbst "La Repubblica" musste die Unsicherheit beim Papstlotto zugeben. Während bei der letzten Wahl Joseph Ratzinger als Theologe von Rang und Namen den anderen Kardinälen weit überlegen gewesen sei, sei es diesmal schwieriger, zitierte das Blatt ein hohes Vatikanmitglied. "Diesmal haben wir die Wahl zwischen bis zu zwölf Kandidaten." Es bleibt also abzuwarten, bis der weiße Rauch signalisiert, dass die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zu einer Entscheidung gekommen sind.

dapd