Rom. Schwarzer Rauch über der Sixtinischen Kapelle: Der erste Wahlgang für einen neuen Papst ist am Dienstag erfolglos geblieben. Am Mittwoch wird das Konklave fortgesetzt. Für die 115 versammelten Kardinäle sind an diesem Tag maximal vier Wahlgänge vorgesehen.
Der erste Wahlgang des Konklaves hat erwartungsgemäß noch keinen neuen Papst gebracht. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg am Dienstagabend schwarzer Rauch als Zeichen dafür, dass sich die 115 Kardinäle im Konklave noch nicht auf ein neues Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche geeinigt haben.
Die mit Spannung erwartete Papstwahl in Rom hatte am Dienstagnachmittag offiziell begonnen. Nach dem Ruf "extra omnes" - "Alle raus" verließen alle Beteiligten außer den wahlberechtigten Kardinälen die Sixtinische Kapelle. Damit waren die 115 Purpurträger unter sich und konnten abgeschottet von der Außenwelt mit dem Konklave beginnen. Zuvor waren die Kardinäle in einer feierlichen Zeremonie in die Kapelle eingezogen und hatten in einem Eid Geheimhaltung versprochen.
Dauer des Konklaves ungewiss
Der erste Wahlgang am Dienstagabend galt als Testwahlgang - der schwarze Rauch wurde demnach erwartet. Für Mittwoch sind vier Wahlgänge vorgesehen, falls nicht schon vorher ein neuer Papst gewählt ist. Leiter des Konklaves ist der Kurienkardinal Giovanni Battista Re. Wie lange das Konklave dauern wird, ist ungewiss.
Allgemein wird damit gerechnet, dass noch in dieser Woche das neue Kirchenoberhaupt feststeht. Mit Spannung wird erwartet, ob zum ersten Mal in der Kirchengeschichte ein Nicht-Europäer zum Papst gewählt wird. Notwendig ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit.
Das Konklave in Bildern
Italiener Scola und Brasilianer Scherer gelten als große Favoriten des Konklaves
Im Petersdom geht es zu wie in einem Taubenschlag. Hunderte Gläubige strecken ihre Arme in die Luft, um mit Fotoapparaten und Smartphones den Einzug der Kardinäle zum Eröffnungsgottesdienst des Konklaves festzuhalten. Selbst Nonnen unterbrechen ihre Andacht und knipsen wie wild - wer im richtigen Moment draufdrückt, kann später vielleicht sagen, den neuen Papst fotografiert zu haben. In all dem Rätselraten um dessen Namen wird noch einmal der deutsche Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Der Dank von Kardinaldekan Angelo Sodano für dessen Wirken führt zum langen Applaus der Gläubigen.
Links vom Hauptschiff der Kirchenbänke steht der Thailänder Ta. Er ist Priester, 34 Jahre alt und studiert seit zwei Jahren in Rom. "Ich liebe Papa Benedikt", sagt Ta. Ihm wäre es am liebsten, wenn es nun in der Tradition des zurückgetretenen Deutschen weitergehe. Angelo Scola, Erzbischof von Mailand und einst der Schüler Joseph Ratzingers, ist für Ta der große Hoffnungsträger. "Ich habe ihn ihn letztes Jahr in Mailand drei Mal während meines Studiums getroffen. Er war sehr freundlich zu mir, hat mich immer gefragt, wie es mir geht."
Scola stünde für Kontinuität
Scola gilt zusammen mit dem Brasilianer Odilo Scherer als der große Favorit des Konklaves. Angeblich können beide schon vor den Wahlen auf rund 40 Unterstützer der 115 Kardinäle zählen. Das ist viel - aber viel zu wenig für die nötigen 77 Stimmen. Beim Durchdeklinieren der Liste der in Frage kommenden Kardinäle fällt auf, dass kaum ein Experte sich eindeutig festlegen will. Setzen die Kardinäle wie schon nach dem Tod von Johannes Paul II. ein weiteres Mal auf das größtmögliche Maß an Kontinuität, dürfte Scola Benedikts Nachfolger werden.
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Aber was, wenn die Kardinäle die Stimmen der vielen hören, die auf Begeisterung durch einen Neuanfang setzen? Dann können sich auch der junge philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle oder der Kardinal Peter Turkson aus Ghana Chancen ausrechnen. Doch auch Kardinäle wie der Wiener Christoph Schönborn oder der Bostoner Sean Patrick O'Malley werden ebenso wie der Kanadier Marc Ouellet genannt. Es wäre ein Streich der Kardinäle, wenn sie einen ganz anderen als der im Bereich der Dutzend liegenden Favoriten wählen würden.
In den letzten Stunden, die die Kardinäle vor ihrem Rückzug in die Abgeschiedenheit des Konklaves im Vatikan unterwegs waren, strahlten viele von ihnen Entspanntheit aus. Neben dem Petersdom plauderten einzelne mit Beschäftigten des Vatikan. Beim Einzug zum Gottesdienst suchten viele den Blickkontakt zu den Gläubigen.
Diskussion über Abschaffung des Zölibats
Doch mit dem Verschließen der Tür zur Sixtinischen Kapelle ist Schluss mit dem Außenkontakt, von da an gilt absolute Abgeschieden- und Verschwiegenheit. Eigentlich ist dieses Abschotten, das vor einer Beeinflussung von außen schützen soll, unnötig: Alleine durch die vielfältigen Gespräche der Wochen seit der Rücktrittsankündigung Benedikts wird jedem Kardinal klar sein, wie die Wünsche von konservativen, liberalen oder charismatischen Katholiken an den nächsten Kardinal lauten. Die einen wollen einen Aufbruch etwa in Form der Abschaffung des Zölibats - die anderen ein Festhalten daran. Einen Kompromiss gibt es da nicht.
Vielleicht hilft die Ruhe im Gästehaus Sankt Martha den Purpurträgern ja, diese widerstreitenden Positionen aufzulösen. Kardinaldekan Sodano gab dafür in seiner Predigt die Richtschnur aus. Sodano sagte, jeder Geistliche müsse sich durch Liebe auszeichnen - vor allem der künftige Papst. "Denn je höher und universeller das Amt des Hirten ist, desto größer muss seine Liebe sein."
Sodanos Predigt war längst nicht so tiefschürfend wie die Eröffnungspredigt zum Konklave 2005, in der der damalige Kardinal Joseph Ratzinger mit seiner Warnung vor einer "Diktatur des Relativismus" einen Nerv traf. Aber Sodanos Worte könnten dennoch ein Fingerzeig an die Kardinäle gewesen sein: Nach dem vor allem die Köpfe erreichenden Benedikt braucht es nun wieder einen Papst, der die Herzen der Menschen anspricht.