Istanbul. Völlig verdreckte Toiletten, mangelhafte Unterkünfte und sogar eine Rangelei unter Bündnispartnern: Der Wehrbeauftragte hat ein düsteres Bild der Einsatzbedingungen für deutsche Soldaten in der Türkei gezeichnet. Der Generalstab in Ankara weist die Kritik zurück.
Die türkische Armee hat die Kritik des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus an den Einsatzbedingungen für deutsche Raketenabwehr-Soldaten in der Türkei zurückgewiesen. Die Beschwerden entsprächen nicht der Wahrheit, erklärte der Generalstab in Ankara auf seiner Website. Handgreiflichkeiten eines türkischen Generals gegen deutsche Feldjäger habe es nie gegeben. "Der Vorwurf, die deutschen Feldjäger seien physisch angegriffen oder gar geschlagen worden, entspricht in keinster Weise der Wahrheit."
Königshaus hatte die deutschen Soldaten, die die türkische Stadt Kahramanmaras mit "Patriot"-Abwehrraketen vor Angriffen aus Syrien schützen sollen, vor gut einer Woche zwei Tage lang besucht. In einem siebenseitigen Bericht listete er anschließend Mängel an der Kaserne und im Umgang türkischer und deutscher Soldaten miteinander auf.
Bundeswehr räumt Missverständnis ein
Die türkische Armee widersprach den Schilderungen weitgehend. Vor allem den schwersten Vorwurf, es habe einen Übergriff eines Generals auf deutsche Soldaten gegeben, wies der Generalstab zurück. Der türkische General habe die deutschen Soldaten während des Besuchs von Verteidigungsminister Thomas de Maizière vor gut einer Woche nur vor der Benutzung eines Weges in der Kaserne warnen wollen.
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Bei einem Treffen der Kommandanten beider Seiten am 28. Februar habe die deutsche Seite eingeräumt, es habe Missverständnisse bei der Erteilung des Befehls an die Feldjäger gegeben. Das Bundeswehr-Kontingent habe sich bei der türkischen Seite entschuldigt.
Auch die Unterkünfte in der Kaserne haben nach Darstellung der türkischen Seite keine Mängel. Die Fertighäuser entsprächen internationalem Standard und könnten sogar mehr als die rund 300 in Kahramanmaras stationierten deutschen Soldaten aufnehmen, erklärte der Generalstab. Sie seien aber von der deutschen Seite noch nicht bezogen worden. Das deutsche Kontingent übernachte stattdessen in Vier- bis Fünf-Sterne-Hotels und mitgeführten Zelten und Containern.
Hissen deutscher Fahnen eingeschränkt
Auch die sanitären Einrichtungen, die Königshaus als völlig verdreckt und teilweise unbenutzbar kritisiert hatte, erachtete der türkische Generalstab als in Ordnung. Für die Reinigung der Anlagen seien die deutschen Soldaten eigentlich selbst verantwortlich, hieß es. Aufgrund der Beschwerden habe die türkische Seite aber mittlerweile eine örtliche Reinigungsfirma beauftragt.
Die von Königshaus beschriebene Kontaktsperre für türkische Soldaten mit ihren deutschen Kameraden dementierte der Generalstab ebenfalls. "Das deutsche Kontingent hat selbst einen Stacheldraht um den eigenen Standort errichtet", hieß es in der Erklärung.
Der Generalstab bestätigte allerdings, dass das Hissen deutscher Fahnen in der Kaserne eingeschränkt worden sei. Es befänden sich aber deutsche, türkische und Nato-Flaggen vor der Kaserne. (dpa)