Berlin. . Das Interview, in dem der Bundesverteidigungsminister (CDU) erklärt hat, die Soldaten seien geradezu „süchtig nach Anerkennung“, schlägt immer noch hohe Wellen. Die SPD verlangte eine Entschuldigung des Ministers, Veteranen sprachen von einer „Ohrfeige“.

Auf den Verteidigungsminister ist Sozialdemokrat Rainer Arnold nicht gut zu sprechen. Wenn Thomas de Maizière (CDU) Größe hätte, „dann entschuldigt er sich“, sagt Arnold. De Maizière hatte erklärt, die Soldaten „gierten nach Wertschätzung“, sie seien geradezu „süchtig nach Anerkennung“.

Auch nach vier Tagen schlägt sein Interview weiter Wellen. Die Wortwahl sei „nicht akzeptabel“, kritisiert der SPD-Abgeordnete. Denn mit „Gier“, mit „Sucht“ habe das Bedürfnis der Soldaten nichts zu tun.

Wenn man nachsetzt, klingt der Oppositionspolitiker differenzierter. Auch Arnold hat schon oft darüber geklagt, dass die Soldaten zu „empfindlich“ seien. Dabei ist der Ruf der Truppe besser denn je. Arnold erzählt, in seiner Jugend sei die Bundeswehr „Kommiss“ gewesen, ein Schimpfwort. Später kam die Friedensbewegung und dann die Aufkleber mit Sprüchen wie „Soldaten sind Mörder“. Es waren harte Zeiten.

Bundeswehr angesehener Arbeitgeber

Heute ist die Justiz nur selten mit Klagen wegen Beleidigungen von Soldaten befasst. Bei einer Umfrage nach den besten Arbeitgebern landete die Bundeswehr auf Platz drei und in einer Studie zur Wertschätzung der Institutionen auf Platz fünf. Den Militärs rät der SPD-Politiker: „Seid ein bisschen gelassen.“

In Berlin hat er allerdings eine andere Rolle zu spielen. Im Parlament ist er de Maizières Gegenspieler. In einem Wahljahr registriert die Opposition es mit Freude, wenn sich gerade Angela Merkels Vorzeigeminister unbeliebt macht und in der Öffentlichkeit nicht trittfest ist, wie die SPD höhnt.

Der Bundeswehrverband bezeichnete ihn als „Oberlehrer“. Von einer „Ohrfeige“ und einer „Demütigung“ sprachen die Veteranen. Viele Militärs sind ehrlich entrüstet. In einschlägigen Blogs wird erregt diskutiert. Ausgerechnet de Maizière, der Soldatensohn – der Vater war Generalinspekteur – attackiert die eigenen Leute. Mehr noch: Hatte der Minister nicht selbst oft mehr Anerkennung angemahnt?

Gesellschaftliche Anerkennung

Hatte er. „Inzwischen sehe ich das anders“, bekennt er freimütig. Zwar verdiene der Dienst weiter „große gesellschaftliche Wertschätzung“, so de Maizière. Diese habe sich jedoch gut entwickelt, besser als es von innen wahrgenommen werde, sagte er am Montagabend vor der Heinrich-Böll-Stiftung. Sind Soldaten bloß weinerlicher als Feuerwehrleute und Polizisten, die auch ihr Leben – und meist klaglos – aufs Spiel setzen?

Jedenfalls wird der CDU-Mann die Geister nicht los, die er rief. Es ist ein Jahr her, dass er auf einer USA-Reise ein Veteranenkonzept angemahnt hat. Daheim wollte der Minister eine Debatte um mehr Anerkennung für die Soldaten auslösen. Verkehrte Welten: Derselbe Arnold, der heute eine Entschuldigung anmahnt, war skeptisch.