Vatikanstadt. Einen Tag vor seinem Rücktritt hat sich Papst Benedikt XVI. mit bewegenden und sehr persönlichen Worten von den Gläubigen verabschiedet. Das Interesse an seiner letzten Generalaudienz war riesig: Mehr als 100.000 Gläubige sind am Morgen auf den Petersplatz geströmt. Im Vatikan laufen auch die Vorbereitungen für die Zeit danach.

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch auf dem Petersplatz im Vatikan die letzte Generalaudienz seines Pontifikats gegeben. Tausende Gläubige waren gekommen, um dem letzten großen öffentlichen Auftritt von Papst Benedikt XVI. beizuwohnen. Der 85-jährige Kirchenvater ließ sich in seinem Papamobil durch eine Menge von mehr als 100.000 Gläubigen fahren, bevor er sich mit bewegenden und sehr persönlichen Worten an sie richtete. "Gott wird seine Kirche nicht kentern lassen", sagte der Papst, der künftig den Titel "emeritierter Papst" tragen wird. Zahlreiche Gläubige hielten Fahnen oder Spruchbänder mit Aufschriften wie "Danke" in die Luft.

Der deutsche Papst zeigte sich beeindruckt von der Stimmung auf dem Petersplatz. "Ich bin wirklich bewegt", sagte er. "Wir danken für das Geschenk des Glaubens." Allen deutschsprachigen Brüdern und Schwestern sagte Joseph Ratzinger ein herzliches "Vergelt's Gott". Immer wieder wurde Benedikt bei seiner Ansprache vom Jubel der Gläubigen unterbrochen.

Rücktritts-Entscheidung in "Gelassenheit" getroffen

Er sei sich bewusst, wie "wichtig" und ungewöhnlich sein am 11. Februar angekündigter Rücktritt sei, sagte der Papst, der als erstes katholisches Kirchenoberhaupt seit dem Mittelalter vor dem Tod auf eigenen Beschluss aus dem Amt scheidet. Er habe die Entscheidung jedoch in "Gelassenheit" getroffen. Benedikt bedankte sich bei allen, die seinen Rücktritt mit Respekt und Verständnis aufgenommen haben. Er habe diese Entscheidung zum Wohl der Kirche getroffen. Benedikt würdigte auch seine Mitarbeiter, die für ihn während des fast achtjährigen Pontifikats ein sicherer Halt gewesen seien. "Ein Papst scheint allein, aber er ist nicht allein, wenn er das Schifflein Petri lenkt."

Die Generalaudienz fand nach dem Vorbild dieser jeden Mittwoch üblichen Veranstaltung statt, wurde aber wegen des großen Zulaufs auf den Petersplatz verlegt. Sowohl der Platz selbst als auch die dorthin führende Via della Conciliazione waren von der Menschenmenge gefüllt, die herbeigeströmt war. Die Polizei war rund um den Vatikan mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Benedikt "hat Glauben und Vernunft zusammengeführt"

Der französische Kardinal Jean-Louis Tauran sagte Radio Vatikan, Benedikt XVI. sei der "Papst des Wesentlichen", der die Gläubigen eingeladen habe, sich auf ihre "geistlichen Wurzeln" zu konzentrieren. Er habe "Glauben und Vernunft zusammengeführt". Kardinal Tauran wird die Aufgabe zufallen, nach der Wahl im Konklave der Kardinäle den Namen des künftigen Papstes bekanntzugeben.

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Schon am frühen Morgen waren Hunderte zum Vatikan geströmt. Bei blauem Himmel und Sonnenschein stellten sie sich schon lange vor Einlassbeginn an den Absperrungen auf, um sich die Plätze mit der besten Sicht auf den Papst zu sichern. Eine Stunde vor Beginn der Audienz hatten sich schon zehntausende Gläubige aus aller Welt versammelt. Immer wieder waren "Benedetto"-Sprechchöre zu hören. Auch viele Pilger aus Deutschland und einige Prominente hatten sich dafür auf den Weg nach Rom gemacht. Unterdessen laufen im Vatikan auch die Vorbereitungen für Benedikts Rücktritt am Donnerstag und die anschließende Papstwahl.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wollte Benedikt am Mittwoch persönlich Grüße überbringen, Erzbischof Robert Zollitsch die Deutsche Bischofskonferenz bei der Audienz vertreten. Auch aus Benedikts Heimat Bayern hatten sich Hunderte Pilger auf den Weg nach Rom gemacht. Einige Dutzend Gebirgsschützen waren dabei, eine Blaskapelle aus Traunstein wollte zum Abschied ein Ständchen auf dem Petersplatz geben. Trachtler aus dem Freistaat wollten Benedikt mit blau-weißen Farben noch einmal ein Stück Heimat nach Rom bringen.

Abschiedsgruß vom Castel Gandolfo aus

Am Donnerstag endet Benedikts Pontifikat. Am späten Nachmittag ist für ihn der Trubel rund um seine letzten Tage als Papst vorbei. Dann wird der 85-Jährige mit einem Hubschrauber zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo vor den Toren Roms fliegen. In Deutschland werden aus dem Anlass in vielen katholischen Kirchen die Glocken läuten. Zudem gibt es Dankgottesdienste, darunter einen zentralen in der Kathedrale St. Hedwig in Berlin, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet wird.

Sein letzter öffentlicher Akt wird dann um 17.30 Uhr ein Abschiedsgruß an die Gläubigen der Diözese Albano von der Loggia der Residenz Castel Gandolfo aus sein. Mit dem offiziellen Ende des Pontifikats um 20.00 Uhr stellt auch die Schweizer Garde ihren "öffentlichen Dienst" für den Papst ein. Die Sicherheit Benedikts ist aber garantiert, die Gendarmerie wird ihren Wachdienst fortsetzen. In Deutschland werden aus dem Anlass in vielen katholischen Kirchen die Glocken läuten. Zudem gibt es Dankgottesdienste, darunter einen zentralen in der Kathedrale St. Hedwig in Berlin, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet wird.

Benedikt heißt nach dem Rücktritt "Emeritierter Papst"

Nicht vor Anfang nächster Woche soll dann die Kardinalsversammlung in Rom zusammenkommen, um die Papst-Wahl im März vorzubereiten und über den Beginn des Konklaves zu entscheiden, erklärte Papst-Sprecher Federico Lombardi. Benedikt hatte es den Purpurträgern in einem Schreiben zum Konklave freigestellt, die Papst-Wahl vorzuziehen.

Nach seinem Rücktritt wird sich Benedikt "Emeritierter Papst" oder "Römischer emeritierter Pontifex" nennen, wie Lombardi am Dienstag sagte. Man werde sich an Joseph Ratzinger aber weiterhin auch mit der Anrede "Eure Heiligkeit" wenden können. Es sei Benedikts Entscheidung gewesen. Nach seinem Rücktritt am Donnerstag wird der 85-Jährige außerdem den "einfachen weißen Talar" anziehen. (dpa/afp)