Papst Benedikt ruft zu "wirklicher Erneuerung" der Kirche auf
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Vatikanstadt. Der scheidende Papst Benedikt XVI. hat am Donnerstag zu einer “wirklichen Erneuerung“ der katholischen Kirche aufgerufen. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Benedikts engster Mitarbeiter, der Deutsche Georg Gänswein, künftig für den alten und neuen Pontifex zugleich arbeiten wird.
Zwei Wochen vor seinem Rücktritt hat Papst Benedikt XVI. zu einer "wirklichen Erneuerung" der katholischen Kirche aufgerufen. Vor hunderten Gemeindepriestern der Diözese Rom sagte der 85-Jährige am Donnerstag, dies solle im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils geschehen. Der engste Mitarbeiter Benedikts XVI., der Deutsche Georg Gänswein, soll künftig für das alte und das neue Oberhaupt der katholischen Kirche zugleich arbeiten.
Vor den Priestern beschwor Benedikt XVI., der als Papst auch Bischof von Rom ist, unter anderem den "Enthusiasmus" des Konzils, das im Oktober 1962 einberufen worden war. Auf der mehr als drei Jahre dauernden Versammlung wurden unter anderem wegweisende Beschlüsse zum Verhältnis von Staat und Kirche sowie zur Ökumene gefasst. Auch wurden Gottesdienste in den Landessprachen anstelle von Latein offiziell zugelassen.
Papstvertrauter Gänswein soll für alten und neuen Pontifex arbeiten
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte am Donnerstag vor Journalisten, dass der 56-jährige Georg Gänswein nach dem Papstrücktritt "Präfekt des Päpstlichen Hauses bleiben und Benedikts Sekretär sein" werde. Wohnen werde der Kurienerzbischof in dem früheren Klostergebäude im Vatikan, in das auch Benedikt XVI. einziehen will, das aber noch renoviert wird. Nach Angaben Lombardis sollen auch die vier Haushälterinnen Benedikts XVI. mit ihm umziehen.
Gänswein stammt aus dem Südschwarzwald. Der langjährige Privatsekretär Benedikts XVI. wurde von diesem erst vor wenigen Wochen zum Bischof geweiht, in den Rang eines Erzbischofs erhoben und zum Präfekten des Päpstlichen Hauses ernannt. Gänswein gilt als ungewöhnlicher Vertreter der römischen Kurie - er ist im Besitz eines Pilotenscheins, fährt in seiner Freizeit gern Ski und ist Fan der britischen Rockband Pink Floyd.
Kardinal sieht Kirchenstaat "alles andere als ruhig"
Mit dem Rücktritt des Papsts entsteht die ungewöhnliche Situation, dass im Vatikan ein früherer Pontifex und dessen Nachfolger leben werden. Der Vatikan deutete an, dass Benedikt XVI. auch weiter eine geistliche Führungsrolle in der Kirche haben könnte. Der Papst selbst kündigte vor den Priestern nun lediglich seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit an. "Lang lebe der Papst", jubelten diese ihm zu.
Bei der Suche nach einem Nachfolger bringen sich die 117 im Konklave wahlberechtigten Kardinäle offenbar in Stellung. Der brasilianische Kurienkardinal João Braz de Aviz, ein Kandidat unter vielen für das Papstamt, sagte der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, es gebe "Spannungen" zwischen Repräsentanten des Vatikans. Der Kirchenstaat sei "alles andere als ruhig".
Papst Benedikt tritt zurück
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Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Fox Napier sagte der italienischen Tageszeitung "La Stampa", die katholische Kirche befinde sich in einer "tiefen Krise". Ein neuer Papst müsse vor allem "geistliche Erneuerung" bringen. Für die Nachfolge Benedikts XVI. werden viele Kardinäle gehandelt. Wer das Rennen machen könnte, ist völlig offen. (afp)
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