Berlin. . Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt, wie das G8-Gymnasium Mütter in ihre traditionelle Rolle zwingt. Für die Karriere des Kindes opfern sie die eigene. In der Mittelschicht sind nur 20 Prozent der Mütter mit Kindern in der Sekundarstufe I in Vollzeit berufstätig. Nicht alle Väter finden das gut.

Sie üben vor Klassenarbeiten, helfen bei Referaten und Hausaufgaben: Vor allem Mütter von leistungsgeplagten Gymnasiasten übernehmen häufig die Rolle des Hilfslehrers am Nachmittag. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung beklagt jetzt die Folgen des wachsenden Schuldrucks: Die Mehrheit der Mütter stellt ihre eigenen beruflichen Ziele viele Jahre lang für den Erfolg der Kinder zurück.

Für die Aufgabenverteilung innerhalb der Familie bedeutet das: „Schule trägt dazu bei, dass die gesellschaftliche Ungleichstellung von Frauen und Männern gefestigt wird.“ So heißt es in der am Montag vorgestellten Studie „Eltern – Lehrer – Schulerfolg“. Durch Leistungsdruck und Versagensangst werde vor allem in der Mittelschicht das überholte Rollenbild der Mutter als häuslich Verantwortliche neu belebt.

Weil Frauen weniger verdienen, bleibt es an ihnen hängen

Drei von vier Eltern mit Kindern auf weiterführenden Schulen fühlen sich laut Studie durch die Unterrichtsanforderungen „sehr“ belastet. Vor allem die G8-Gymnasien, die in acht statt früher neun Jahren zum Abitur führen, würden Müttern und Vätern signalisieren: Ein Elternteil sollte nachmittags zu Hause sein und sich um die Bewältigung der hohen Leistungsstandards kümmern.

Auch interessant

Gelsenkirchener Firmenzentrale der Schülerhilfe im--198x148.jpg
Von Von Franziska Gerk

Angesichts der üblichen Lohnunterschiede heißt das in der Praxis der allermeisten Familien: Die Mutter bleibt zu Hause oder arbeitet allenfalls Teilzeit mit geringem Stundenumfang.

„Die aktuelle Schulkultur beschränkt und beschneidet die Erwerbstätigkeit von Frauen“, bilanziert die Studie. In der Mittelschicht sind tatsächlich nur 20 Prozent der Mütter mit Kindern in der Sekundarstufe I in Vollzeit berufstätig.

Die modernen Väter ärgert es, alle anderen freuen sich

Und die Väter? Die einen bleiben laut Studie „notgedrungen“ in der Rolle des Haupternährers – auch wenn sie mit ihrer Partnerin eigentlich ein ganz anderes Rollenmodell leben wollen. Für die anderen sei die schulische Verpflichtung der Mütter ein oft sogar willkommener Grund, am traditionellen Rollenbild festzuhalten.

Alleinerziehende und Familienernährerinnen haben es allerdings noch deutlich schwerer: Ihnen fehle es, so ein Ergebnis der Studie, oft an Zeit und Kraft, „auch noch den Schulalltag ihrer Kinder täglich zu begleiten“.