Nikosia. . Keine Atempause für das von der Pleite bedrohte Zypern: Der neue Präsident steht erst nach einer Stichwahl fest. Doch dem Euroland läuft die Zeit davon. Geld gibt es nur noch bis Ende März.

Bei der Präsidentenwahl auf Zypern gab es am Sonntag einen großen und einen kleinen Gewinner, aber keinen Sieger. Der konservative Politiker Nikos Anastasiades (66) erhielt zwar 45,4 Prozent der Stimmen - deutlich mehr als seine Mitbewerber. Neuer Staatspräsident ist er damit dennoch nicht, da er die absolute Mehrheit verpasst hat. Zypern muss also noch eine Woche warten, bis in einer Stichwahl ermittelt wird, wer die Inselrepublik in den kommenden fünf Jahren durch die schwere Finanzkrise führen soll.

Die zweite Wahlrunde wird wohl noch spannender werden. Anastasiades muss am kommenden Sonntag gegen den kleinen Gewinner, den Kandidaten der kommunistischen Partei AKEL, Stavros Malas (55), antreten. Der gilt als politischer Überlebenskünstler. Er konnte sich trotz schlechter Umfragewerte mit 26,9 Prozent in der ersten Runde als Zweiter durchsetzen, und das, obwohl er an der katastrophalen Politik des bisherigen linken Präsidenten Dimitris Christofias schwer zu tragen hatte. Christofias war als erster Staatspräsident in der Geschichte Zyperns nicht für eine zweite Amtszeit angetreten, weil er mit seinen Maßnahmen gegen Finanzkrise gescheitert war.

Auf den neuen Präsidenten Zyperns kommen schwere Aufgaben zu

Alles hängt nun von den Wählern des drittplatzierten Kandidaten der politischen Mitte, des früheren Außenministers Giorgos Lillikas ab. Er kam auf 25,2 Prozent. Beobachter rechnen für die kommenden Tage mit intensiven Gesprächen hinter den Kulissen sowohl mit Kommunisten als auch Konservativen. Lillikas war als Kandidat von den Sozialisten und einem Teil der Demokratische Partei (DIKO) unterstützt worden. Alle liebäugelten nun mit ihm, hieß es in einem Radiokommentar.

Wer auch immer die Stichwahl am kommenden Sonntag gewinnen wird, auf ihn kommen schwere Aufgaben zu. Der neue Präsident muss in der dramatischen Finanzlage der Insel den Gordischen Knoten durchschlagen. Und viel Zeit hat er dabei nicht, denn die zyprische Wirtschaft und das Bankensystem sind am Boden. Um sie einigermaßen zu stabilisieren, braucht der Inselstaat nach bisherigen Erkenntnissen 17,5 Milliarden Euro.

Europa ist zwar bereit, den Zyprern unter die Arme zu greifen. Doch ohne Einsicht in die Finanzen des Landes und vor allem in die Bücher der Banken will Europa nicht helfen. Zu heftig zirkulieren die Gerüchte und Vermutungen, dass russische Oligarchen Schwarzgeld auf der Insel angelegt haben. Der neue Präsident muss glauwürdige Antworten auf die sich stellenden Fragen finden.

Meinungsforscher gingen davon aus, dass Anastasiades auch in der zweiten wahlrunde Favorit ist. Allerdings hatten die sich auch hinsichtlich des Ausgangs des ersten Durchgangs gewaltig verschätzt. Und wenn es auch am Sonntagabend bei der Präsidentenwahl noch keinen Sieger gab, so standen die Verlierer laut einem Kommentar des Fernsehens eindeutig fest: Die Demoskopen. (dpa)