Berlin. . Die Rezession in der Eurozone hat sich zum Jahresende verstärkt. Die Wirtschaftsleistung der 17 Euroländer schrumpfte im letzten Vierteljahr um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal - so stark wie seit vier Jahren nicht mehr. Außergewöhnlich stark eingebrochen ist die Wirtschaft auch in Deutschland.

Ein Schwächeanfall der deutschen Wirtschaft verschärft die Rezession in der Euro-Zone. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte von Oktober bis Dezember 2012 ebenso wie das der Währungsunion um 0,6 Prozent zum Vorquartal. Einen solchen Einbruch hat es seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Anfang 2009 nicht mehr gegeben. Während Experten Deutschland schon im ersten Quartal 2013 wieder in der Rolle der Konjunktur-Lokomotive sehen, lässt der langersehnte Aufschwung in der Euro-Zone auf sich warten.

Für den Einbruch in Deutschland sorgten die Schuldenkrise und die schwachen Weltwirtschaft. Das ließ die Exporte spürbar sinken, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Außerdem investierten die Unternehmen "deutlich weniger" in Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen. "Die hohe Unsicherheit in Europa hat die Investitionen gebremst", sagte auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. Zudem schrumpften die Bauausgaben, wenn auch nur geringfügig. "Das konnte durch steigende Konsumausgaben nicht ausgeglichen werden", so das Statistikamt.

"Temporäre Schwächephase"

Die Bundesregierung rechnet ebenso wie Ökonomen mit einer raschen Erholung. "Diese Schwächephase ist nur temporär", gab sich Rösler zuversichtlich. Von Reuters befragte Ökonomen rechnen im ersten Quartal wieder mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. "Die Schuldenkrise ist deutlich abgeebbt, die Weltkonjunktur hat nach oben gedreht", begründete dies Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Das ist eine Delle und nicht der Beginn eine langen Flaute oder gar einer Rezession", ergänzte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees.

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Schlechter stehen die Prognosen indes für die Euro-Zone. Sie schaffte 2012 in keinem Quartal ein Wachstum - das hat es seit 1995 nicht mehr gegeben. Während die deutsche Wirtschaft 2013 trotz des schwachen Jahresabschlusses noch auf ein Plus von 0,7 Prozent kam, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt der Währungsunion um 0,5 Prozent. "Das sind fürchterliche Zahlen", sagte ING-Ökonom Carsten Breszki. "Die Rezession hat sich verschärft und beeinträchtigt Kernländer wie Deutschland." Fast 40 Prozent der deutschen Exporte gehen in die anderen 16 Euro-Staaten.

Portugal ganz unten

Und die stehen meist noch schlechter da. In Italien brach die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 0,9 Prozent ein, in Spanien um 0,7 Prozent. In Portugal ging es sogar um 1,8 Prozent bergab, in Zypern um 1,0 Prozent. Die griechische Wirtschaft schrumpfte - gemessen am Vorjahresquartal - um sechs Prozent. Frankreich als Nummer zwei der Euro-Zone schlug sich diesmal besser, wenn auch nicht gut: Hier ging es um 0,3 Prozent nach unten.

Für dieses Jahr rechnet die EU-Kommission lediglich mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent für die Euro-Zone. "Ausgabenkürzungen und steigende Arbeitslosigkeit sorgen dafür, dass die Erholung ausgesprochen schwach ausfallen wird", sagte Analyst Nick Kounis von ABN Amro. Die EU-Kommission traut Deutschland ein Wachstum von 0,8 Prozent zu. "Die Unternehmen dürften wieder mehr investieren, nachdem sie sich über ein Jahr lang wegen der Schuldenkrise zurückgehalten haben", kommentierte UniCredit-Experte Rees. "Der Investitionsstau beginnt sich aufzulösen." (reuters)