New York/Damaskus. Die Zahl der Bürgerkriegsopfer in Syrien steigt unaufhörlich - aktuell wird sie auf fast 70.000 geschätzt. Die UN-Menschenrechtskommissarin mahnt ein einheitliches Vorgehen der internationalen Gemeinschaft an. Doch eine gemeinsame Linie ist nicht in Sicht.
Die Zahl der Toten im Bürgerkrieg in Syrien ist nach Angaben der UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay auf fast 70 000 gestiegen. "Bei meinem letzten Bericht waren bereits 60 000 Menschen getötet worden. Jetzt nähert sich diese Zahl wahrscheinlich der 70 000", sagte Pillay am Dienstag bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Es sei schlimm, dass die internationale Gemeinschaft immer noch keine einheitliche und gemeinsame Reaktion auf den Konflikt gefunden habe. "Die Zivilisten auf allen Seiten haben dafür den Preis bezahlt."
Pillay forderte den UN-Sicherheitsrat erneut auf, den Syrien-Konflikt an den Internationalen Strafgerichtshof zu überweisen. "Das würde eine klare Botschaft an Regierung und Opposition senden, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben", sagte Pillay bei der Debatte über den Schutz von Zivilisten in bewaffneten Konflikten. Der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig unterstützte die Forderung: "Wir bleiben überzeugt, dass die Haftung für derart schlimme Verstöße gewahrt werden muss."
Anschlag an türkisch-syrischer Grenze galt Nationalrat
Unterdessen wurde bekannt, dass der tödliche Anschlag an der türkisch-syrischen Grenze vom Montag wahrscheinlich einer Delegation des Syrischen Nationalrates (SNC) galt. Das regimekritische Nachrichtenportal All4Syria berichtete, die Autobombe sei zu einer Zeit explodiert, als die Führungsriege des SNC an dem Grenzübergang Bab al-Hawa erwartet wurde.
Laut türkischen Medienberichten stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf 13. Bei den Toten handele es sich um zehn Syrer und drei Türken. Von den insgesamt 30 Verletzten befanden sich 10 am Dienstag noch in einem kritischen Zustand.
Rebellen erobern Militärflughafen in Provinz Aleppo
Die Mitglieder des SNC wurden nicht verletzt, weil sich ihr Zeitplan etwas geändert hatte. Der SNC-Vorsitzende George Sabra sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija, sein Konvoi habe sich wegen heftiger Regenfälle verspätet; die Bombe sei eine halbe Stunde vor seiner Ankunft an der Grenze explodiert.
In der Provinz Aleppo eroberten die Rebellen den Militärflughafen Al-Dscharah. Sie veröffentlichten im Internet anschließend ein Video, auf dem ein Flughafen, Munition und rund zwei Dutzend Militärmaschinen zu sehen sind, darunter Kampfjets des russischen Typs Mig.
Präsident Assad geht nicht auf Gesprächsangebote ein
Der syrische Minister für nationale Aussöhnung, Ali Haidar, schlug ein Treffen mit dem Oppositionsführer Moas al-Chatib in Genf vor. "Ich bin bereit, Herrn Chatib in jeder ausländischen Stadt zu treffen, in die ich reisen kann, um über Vorbereitungen für einen nationalen Dialog zu diskutieren", sagte er der britischen Zeitung "The Guardian".
Al-Chatib, Vorsitzender der Nationalen Syrischen Koalition, hatte dem Regime von Präsident Baschar al-Assad im Januar einen Dialog angeboten. Bis dato ist die Regierung offiziell nicht darauf eingegangen. Die Opposition will in den Verhandlungen den Rückzug Assads von der Macht erreichen. (dpa)